Kulturgeschichte regional, international, global – Ausstellungsförderungen der Kulturstiftung der Länder

Der Stiftungsrat der Kulturstiftung der Länder hat auf seiner jüngsten Sitzung rund 700.000 Euro für Ausstellungsförderungen bewilligt.

Unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten des Landes Hessen, Boris Rhein, der in der Sitzung von Timon Gremmels, Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, vertreten wurde, hat der Stiftungsrat der Kulturstiftung der Länder beschlossen, zehn Ausstellungsvorhaben in sechs Ländern mit insgesamt rund 700.000 Euro zu unterstützen. Die Mehrheit der Ausstellungskonzepte hat einen kulturgeschichtlichen Fokus, auch werden regional oder national bedeutsame Themen in internationale bzw. globale Kontexte eingeordnet. Das Themenspektrum reicht von menschlichen Haaren über das Ende der Wikinger bis hin zu Meissener Porzellan in der DDR.

Die Kulturstiftung der Länder fördert kunst- und kulturhistorische Ausstellungen, die von öffentlichen Einrichtungen konzipiert und temporär ausgerichtet werden. Die Ausstellungen sollen von den eigenen Beständen der jeweiligen Institution ausgehen, regional verankert und zugleich international bedeutsam sein. Die Kulturstiftung der Länder stellt seit 2009 jährlich Mittel für die Förderung von Ausstellungen bereit. Weitere Förderkriterien und Informationen zur Antragstellung finden Sie auf der Webseite der Kulturstiftung der Länder: https://www.kulturstiftung.de/ausstellungsfoerderung/


Übersicht der beschlossenen Ausstellungsförderungen

Bei den nachfolgenden Ausstellungstiteln handelt es sich teilweise noch um Arbeitstitel, auch die Ausstellungstermine können sich noch ändern.

Museum Folkwang, Essen
„Grow it! Show it! Haare im Blick von Diane Arbus bis TikTok“
13. September 2024 bis 12. Januar 2025

Das Museum Folkwang zeigt die erste große fotografische Ausstellung, die sich der kulturgeschichtlichen Ikonografie menschlicher Haare widmet. Anhand historischer und zeitgenössischer Fotografien und Videoarbeiten werden die vielfältigen politischen, religiösen und sozialen Aspekte von Kopf- und Körperbehaarung beleuchtet – auch im Kontext von feministischen, gendertheoretischen und postkolonialen Diskursen. Werke von u. a. Diane Arbus, Suffo Moncloa, Helmut Newton, Nan Goldin, Herlinde Koelbl, August Sander, Paul Kooiker, Marie Tomanova, J. D. ‚Okhai Ojeikere oder Zaerpour & Charmount werden flankiert von Werbeplakaten, YouTube-Tutorials und TikTok-Beiträgen.

Erzbischöfliches Diözesanmuseum, Paderborn
Corvey und das Erbe der Antike – Kaiser, Klöster und Kulturtransfer im Mittelalter
21. September 2024 bis 26. Januar 2025

Ausgehend von den Beständen der UNESCO-Welterbestätte Corvey geht die Ausstellung der Frage nach der Vermittlung antiken Wissens und antiker Kultur nordwärts der Alpen in der Karolingerzeit auf den Grund. Dabei wird insbesondere die Frühzeit der im Jahr 822 gegründeten Reichsabtei Corvey sowie die „Karolingische Renaissance“ und die damit einhergehende Wiederbelebung der Schriftkultur und der Kunst, des Bildungs- und Bauwesens im Rückgriff auf das antike Erbe beleuchtet.

Archäologisches Museum der Universität Münster
Körper. Kult. Religion. Perspektiven von der Antike bis zur Gegenwart
25. Oktober 2024 bis 26. Februar 2025

Die interdisziplinäre Ausstellung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ findet im Archäologischen Museum und im Bibelmuseum der Universität Münster statt und erkundet die vielfältigen Beziehungen zwischen dem Körper und seinen Konzeptionen in vergangenen und gegenwärtigen Religionsvorstellungen. Dabei wird der Körper als wichtiger Teil religiöser Praktiken quer durch die Epochen und Kulturen in den Mittelpunkt gestellt.

Museen Stade
Mayoni ya Amani [Views from Amani]
Februar bis Juni 2025

Die Museen Stade widmen sich an zwei Standorten in einer selbstreflektiven, forschungskritischen Ausstellung der deutschen Kolonialgeschichte. Gezeigt werden Objekte aus dem heutigen Tansania, die sich in der zu den Museen Stade gehörenden ethnografischen Sammlung befinden und im Rahmen eines vom deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Provenienzforschungsprojekts hinsichtlich ihrer Herkunft wissenschaftlich untersucht wurden. Die Sammlung basiert auf Objekten, die sich der Botaniker Karl Braun (1870–1935) während seiner Tätigkeit für das Amani Institut – eine der einflussreichsten Forschungsstationen der Kolonialzeit – angeeignet hat. Die Bearbeitung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem National Institute for Medical Research Tanzania (NIMR), dessen Perspektive in die Ausstellung ebenso mit einfließt, wie die Positionen der Künstlerinnen Valerie Amani, Rehema Chachage und Yvette Kießling.

Saarlandmuseum – Moderne Galerie, Saarbrücken
RADIKAL! Künstlerinnen und Moderne 1910–1950
8. Februar bis 18. Mai 2025

In Kooperation mit dem niederländischen Museum Arnhem und der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien richtet das Saarlandmuseum den Fokus auf marginalisierte weibliche Positionen in den bildenden und angewandten Künsten der Moderne und übt damit auch Kritik am Kanon der Kunstgeschichtsschreibung. Die Saarbrücker Ausstellung geht dabei insbesondere der Frage nach, inwieweit Künstlerinnen vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Umwälzungen und Emanzipationsbewegungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts neue Formensprachen und Bildthemen entwickelten.

Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen – Schloss Gottorf, Schleswig
Wikingerdämmerung. Zeitenwende im Norden
April bis September 2025

Die Stadt Schleswig ist mit der Ausgrabungsstätte Haithabu und dem umfangreichen archäologischen Sammlungsbestand in Schloss Gottorf ein international bedeutendes Zentrum für die Erforschung und Vermittlung der Geschichte der Wikinger. Die geplante Ausstellung legt den Fokus auf die historische Phase des 11. und 12. Jahrhunderts, die den Übergang von der Wikingerzeit zum christlich dominierten Abendland markiert und veranschaulicht die Umbrüche und Transformationen, die sich in der Region ereigneten.

Residenzmuseum im Celler Schloss
London – Kopenhagen – Celle. Die dänische Königin Caroline Mathilde (1751–1775)
10. Mai bis 12. Oktober 2025

Anlässlich des 250. Todestages der hannoversch-britischen Prinzessin und dänischen Königin Caroline Mathilde zeigt das Residenzmuseum im Celler Schloss eine Ausstellung zur sogenannten Struensee-Affäre. Dabei geht es um die Beziehung zwischen der dänischen Königin und dem Arzt und Aufklärer Johann Friedrich Struensee, die mit seiner Exekution in Kopenhagen 1772 und ihrem Exil in Celle endete. Die Schau beleuchtet die biografischen, politischen und kulturhistorischen Zusammenhänge – nicht zuletzt im Hinblick auf das Scheitern aufklärerischer Reformen im absolutistischen Dänemark des 18. Jahrhunderts.

Deutsches Theatermuseum München
From Page to Stage
29. Mai 2025 bis 1. März 2026

Wie entsteht eine Theaterinszenierung? Die Ausstellung zeichnet den Prozess – von der ersten Ideenskizze bis zur Premiere – nach und macht die dem Theaterpublikum normalerweise verborgen bleibenden Momente und Dynamiken des kollektiven Zusammenwirkens aller beteiligten Gewerke sichtbar. Dabei werden die Objekte der hauseigenen Sammlung einer Neubetrachtung unterzogen und in den Kontext der historischen Produktionsbedingungen eingebettet. Als Kooperation mit dem Münchner Residenztheater veranschaulicht die Ausstellung den Entstehungsprozess auch anhand der Inszenierung von „Romeo und Julia“, die am 16. Mai 2025 Premiere feiert.

Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Die blauen Schwerter: Meissen im Sozialismus
20. September 2025 bis 22. Februar 2026

Die Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zeigt die erste umfassende Schau zur Meissener Porzellanmanufaktur in der DDR. Diese Phase der Unternehmensgeschichte ist bisher weitgehend unerforscht. Die Vermittlung der kunsthistorischen, kulturpolitischen und wirtschaftsgeschichtlichen Zusammenhänge ist partizipativ angelegt. Die Ausstellung dient insbesondere der Auseinandersetzung mit der deutsch-deutschen Geschichte und dem Kulturerbe der DDR.

Suermondt-Ludwig-Museum , Aachen
Ritual, Brauch, Spiel – Bewegte und selbstagierende Bildwerke (1300–1550)
20. November 2025 bis 15. März 2026

Die Ausstellung widmet sich religiösen Objekten des Mittelalters und der Praxis ihres liturgischen Gebrauchs. Dabei stellt sie die performativen Qualitäten der Skulpturen in den Mittelpunkt – eine Fragestellung, die erst in jüngster Zeit in den Fokus der kunstgeschichtlichen Forschung gerückt ist. Anhand der umfangreichen eigenen Sammlung sowie weiterer Leihgaben vermittelt das Suermondt-Ludwig-Museum die Anknüpfungspunkte von mittelalterlicher Kunst und Volkskultur.

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