Moritz Daniel Oppenheim (1800–1882) war der erste jüdische Maler mit akademischer Ausbildung in Deutschland und Protagonist der jüdischen Emanzipationsbewegung. Das Jüdische Museum Frankfurt hat nun das 1832 entstandene Gemälde „Sara führt Hagar Abraham zu“ erworben. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 61.000 Euro.
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Ich freue mich sehr, dass eines der Hauptwerke dieses wohl bedeutendsten jüdischen Malers des 19. Jahrhunderts aus Deutschland nach Frankfurt am Main zurückkehrt. Moritz Daniel Oppenheims Schaffen kann uns heute und künftigen Generationen von der deutsch-jüdischen Geschichte erzählen. Dass das Jüdische Museum Frankfurt das Werk erwirbt, ist absolut stimmig, denn das Haus vermittelt nicht zuletzt die historische Bedeutung der Stadt als wichtiges Zentrum jüdischen Lebens in Europa und zeigt in seiner Dauerausstellung bereits zahlreiche Werke des Frankfurter Künstlers Oppenheim.“
Moritz Daniel Oppenheim wuchs in einem frommen Elternhaus im jüdischen Ghetto von Hanau bei Frankfurt auf und besuchte ab 1810 als erster jüdischer Schüler die Hanauer Kurfürstliche Zeichenakademie; es folgten Aufenthalte in Italien. Ab 1825 lebte er in Frankfurt am Main und machte sich einen Namen als Porträt- und Historienmaler. Neben bedeutenden jüdischen Persönlichkeiten wie Heinrich Heine oder Mitgliedern der Familie Rothschild ließ sich auch Johann Wolfgang von Goethe von ihm porträtieren. Oppenheim gilt als wichtige Figur der jüdischen Emanzipation im 19. Jahrhundert, eine Strömung, die darauf abzielte, die rechtliche, soziale und wirtschaftliche Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung zu erreichen. In seinen Bildmotiven widmete er sich beispielsweise dem Alltag im Ghetto oder der jüdischen Festkultur, zeigt aber auch Szenen aus der hebräischen Bibel (Tanach), die aus einer spezifisch jüdischen Perspektive dargestellt sind.
Das Ölgemälde „Sara führt Hagar Abraham zu“ gibt eine Szene aus dem ersten Buch Mose, Kapitel 16, Vers 1 bis 4 wieder: Sara, die Frau Abrahams, die keine Kinder gebären kann, führt die ägyptische Magd Hagar zu Abraham, damit er mit ihr Kinder zeugt. Das Bild gehört zu einem dreiteiligen Zyklus. Weitere Motive zeigen „Die Verstoßung der Hagar“ und „Die Errettung von Hagar und Ismael“ (beide 1826). Entgegen der christlichen Ikonografie zeigt Oppenheim Hagar nicht als Sünderin, sondern als schüchterne, verletzliche junge Frau. Auch werden die beiden Frauen nicht, wie sonst verbreitet, als erbitterte Rivalinnen dargestellt. Im dritten Teil des Werkzyklus legt der Maler den Schwerpunkt auf die Errettung von Hagar und ihrem Sohn Ismael durch göttliches Eingreifen. Dieses Bild befindet sich bereits im Jüdischen Museum, „Die Verstoßung der Hagar“ gehört zur Sammlung des Städel Museums. Mit dem Ankauf des Gemäldes „Sara führt Hagar Abraham zu“ befinden sich nun alle drei Teile des Werkzyklus wieder in Frankfurt am Main.
Weiterer Förderer: Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums Frankfurt, Crespo Foundation