Japanische Kimonos in Heidelberg
Die Japan-Sammlung des Völkerkundemuseums Heidelberg gehört zum Gründungsbestand des Museums. Sie zeigt Bereiche der japanischen Kunst und Sachkultur des traditionellen Japans bis 1900. Die Zeitperiode der japanischen Moderne ab 1900 und der damit einhergehende Wandel in der japanischen Kultur wurden bisher in der Sammlung kaum abgebildet. Gemeinsam mit dem Linden-Museum Stuttgart und dem Museum Fünf Kontinente in München erwarb das Völkerkundemuseum nun eine Sammlung japanischer Propaganda-Kimonos und –Textilien, die diesen Wandel abbilden.
Die Kimonos wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entworfen und getragen. Sie entstanden unter anderem unter dem Einfluss des Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieges und des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor. Die Muster zeigen die fortschreitende Ideologisierung der Gesellschaft und militärische Motive, aber auch Abbildungen der Kontinente und Sportarten.
Träger des Völkerkundemuseums ist die Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung. Deren Begründer, Victor und Leontine Goldschmidt (geb. von Portheim), trugen den Großteil der Japan-Sammlung zusammen. 1921 erwarben sie das Palais Weimar in Heidelberg, um dort ihre Sammlungen unterzubringen. Victor Goldschmidt gründete zudem das stiftungseigene Institut für Sinologie (mit Japanstudien) in Heidelberg, das bis 1927 bestand. Sein Sammlungsinteresse galt zudem der Weiterentwicklung der japanischen Kunst nach 1900. Er versuchte, die neuesten Entwicklungen in seine Sammlung zu integrieren, dennoch blieb der Einbruch der japanischen Moderne kaum dokumentiert. Seit seiner Gründung bildet Japan einen Schwerpunkt des Museums; nun wird eine Sammlungslücke geschlossen und damit Perspektiven für künftige Ausstellungen eröffnet.
Nach dem Erwerb wird das Völkerkundemuseum in Zusammenarbeit mit dem Institut für die Kunstgeschichte Ostasiens in Heidelberg anhand der Kimonos verschiedene Perspektiven auf die Zeit zwischen 1900 und 1945 beleuchten. Das Institut ist das Einzige dieser Art bundesweit. An der Erschließung beteiligt sich ebenfalls das Center for Asian and Transcultural Studies der Universität Heidelberg.
Weitere Förderer dieser Erwerbung: Dr. Peter Koepff
Bild: Nagajuban (für einen Mann), Seide, Japan, um 1930, Dekor: oberer Bereich Karte mit Japan, China, Korea und NW-Küste Amerikas, im unteren Bereich Langusten; © Foto: Fotostudio Lossen, Heidelberg