Hans Baldung Grien. heilig | unheilig

Gemälde "Zwei Hexen" von Hans Baldung Grien, Bestandteil der Ausstellung "heilig unheilig" in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, eine Ausstellungsförderung der Kulturstiftung der Länder
Hans Baldung Grien, Zwei Hexen, 1523. © Städel Museum, Foto: U. Edelmann

Hans Baldung Grien wirkte in einer Zeit, die geprägt war von tiefgreifenden religiösen, politischen und künstlerischen Umwälzungen. Er reagierte mit teilweise irritierenden Arbeiten auf die Umbrüche durch Reformation, Bildersturm und Bauernkrieg. Im Vergleich mit den großen Künstlern seiner Zeit ist er der Öffentlichkeit weniger bekannt als beispielsweise Albrecht Dürer (1471-1528), Lucas Cranach der Ältere (1472-1553) oder Matthias Grünewald (1480-1530). Doch gilt er als der womöglich vielseitigste und eigenwilligste unter ihnen. In der Ausstellung werden die Karlsruher Bestände wie das Skizzenbuch und zahlreiche Holzschnitte durch circa 200 Leihgaben unter anderem aus Basel, Florenz, London, Madrid, Paris, Prag, Warschau und Wien ergänzt. Baldung schuf neben christlichen, „heiligen“ Andachtsbildern und Altarwerken auch „unheilige“ erotische Darstellungen, Hexenbilder und Szenen der antiken Mythologie.

Die Forschung zu Baldungs Werk hat sich in den vergangenen Jahren vielfältig entwickelt. Die daraus resultierenden neuen Erkenntnisse sollen der Öffentlichkeit im Rahmen der Ausstellung vermittelt werden. Zwei große Komplexe strukturieren die Schau: Zum einen wird der Charakter von Baldungs Werk und zum anderen dessen Stellung in seiner Zeit widergespiegelt.

Geboren wurde Baldung sehr wahrscheinlich in Schwäbisch Gmünd. Er wuchs in Straßburg auf und wurde in Schwaben ausgebildet. 1503 zog es Baldung nach Nürnberg, wo er als Geselle im Umfeld Dürers tätig wurde. Von ihm erhielt er wichtige Impulse, grenzte sich jedoch bereits früh mit einer eigenen künstlerischen Haltung ab. In der Ausstellung wird diese Abgrenzung durch die direkte Gegenüberstellung mit Werken Dürers deutlich. Während seiner Zeit in Nürnberg führte er zwei bedeutende Altaraufträge für Erzbischof Ernst von Sachsen (1464-1513) durch – den Sebastians- und den Dreikönigsaltar (1506/07). 1509 erwarb Baldung das Bürgerrecht in Straßburg. Unter den Exponaten der Ausstellung ist auch die Markgrafentafel, die Baldung um 1510 für den Markgrafen Christoph I. von Baden (1453-1527) anfertigte. Das Werk markiert den ersten namhaften Auftrag seiner Straßburger Zeit. Die Tafel zeigt zentral Anna Selbdritt und zu beiden Seiten die Familie des Markgrafen, sie ist ein wichtiges Zeugnis der badischen Landesgeschichte und wurde im Rahmen des Bündnisses „Kunst auf Lager“ einer aufwändigen Restaurierung unterzogen.

Tafel zeigt Markgraf Christoph I. von Baden mit seiner Familie in Anbetung vor der Heiligen Anna Selbdritt, gefertigt von Hans Baldung Grien, Objekt in der Ausstellung "heilig unheilig" in Karlsruhe
Hans Baldung Grien, Markgraf Christoph I. von Baden mit seiner Familie in Anbetung vor der Heiligen Anna Selbdritt, um 1510; Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Dank wachsender Nachfrage erhielt Baldung den Großauftrag für den Hochaltar des Münsters in Freiburg. Von 1512 bis 1516 entstand dort wohl der Höhepunkt seines Schaffens. Er begann parallel sich mit zwei zentralen Themenfeldern seiner Werke ausführlich auseinanderzusetzen – Vanitas und Hexenglaube. Kaum ein Künstler vor Baldung Grien widmete sich so ausführlich den Hexen – in der Zeit der Hexenverfolgung waren sie auch in Straßburg ein wichtiges Thema. 1517 kehrte Baldung nach Straßburg zurück, wo er bis zu seinem Tod erfolgreich blieb.

Weitere Förderer: L-Bank – Staatsbank für Baden-Württemberg, Land Baden-Württemberg, Ernst von Siemens Kunststiftung, Région Grand Est, Erzbischof Hermann Stiftung