Seit jeher ist die Auseinandersetzung mit der Natur Gegenstand des künstlerischen Schaffens. Die Natur ist eines der großen, traditionsreichen Themen in der Kunst – als Inspirationsquelle, Sehnsuchts- und Rückzugsort, Reflexions- oder Erfahrungsraum. Denken wir nur an die wirkmächtigen Landschaftsmalereien Caspar David Friedrichs, dessen Werk aus Anlass seines 250. Geburtstags in diesem Jahr mit großartigen Ausstellungen gewürdigt wird.
Auch zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler, Kulturschaffende und Kreative setzen sich in ihren Arbeiten mit der Natur auseinander. Dabei geht es aber immer häufiger um ihre Zerstörung und die Folgen des menschengemachten Klimawandels. Ihre Werke werden so zum Spiegel unserer Zeit.
Doch angesichts der immer drastischeren Auswirkungen der Klimakrise genügen allein die ästhetische Auseinandersetzung, die Thematisierung und Inszenierung nicht. Wir alle erleben jedes Jahr neue Hitzerekorde, immer extremere Wetterereignisse, die zu großen Verlusten und Schäden führen. Die Folgen der Klimakrise – Überschwemmungen, durch Dürren ausgelöste Wasserknappheit und Brände – sind ganz konkrete Gefahren für uns Menschen und unsere natürlichen Lebensgrundlagen, aber auch für unsere Kultur.
Kultur und Medien sind wichtige Multiplikatoren beim Thema Nachhaltigkeit
Die Klimakrise ist längst zu einer der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit geworden. Schon heute verursacht sie weltweit, aber auch bei uns in Deutschland, dramatische Veränderungen. Deshalb sind wir alle gefragt, einen substanziellen Beitrag zum globalen Schutz unseres Klimas und für unsere Zukunft zu leisten.
Dieser Verantwortung wollen wir als Bundesregierung gerecht werden – vor allem, weil viel zu lange zu wenig passiert ist. Deshalb hat sich jedes Ressort, jedes Ministerium klare klimapolitische Ziele gesetzt, deren Lösung Kreativität, Ausdauer, Weitsicht und Kraft verlangen.
Aber auch die Kultur- und Medienbranche muss sich mit den Folgen ihrer Aktivitäten für das Klima auseinandersetzen, muss Energie sparen, nachhaltiger wirtschaften und bauen, weniger Müll produzieren. Die gute Nachricht ist: Wir fangen nicht bei null an.
Viele Kultur- und Medienschaffende leisten in diesem Bereich schon seit vielen Jahren Pionierarbeit, sie liefern wichtige Innovationen und Ideen für die Transformation des Kultur- und Mediensektors. Dabei geht es beispielsweise um eine ressourcenschonende Herstellung von Büchern, um eine nachhaltige Konzeption und Durchführung von Veranstaltungen, die Produktion und Distribution von Tonträgern oder um die Verringerung des CO2-Ausstoßes bei Design und Games.
Der Bund unterstützt Kultur und Medien bei der ökologischen Transformation
Die vielfältigen, innovativen Ansätze in Kultur und Medien zu mehr Nachhaltigkeit unterstützt der Bund zielgerichtet. Für mich als Kultur- und Medienstaatsministerin bedeutet das, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, damit sich Kunst und Kultur zukunftsfähig und resilient aufstellen und ihr ganzes Potenzial freisetzen können. In den vergangenen zwei Jahren konnte meine Behörde dafür schon einige wichtige Maßnahmen umsetzen.
Grundlegend für den Transformationsprozess sind der konstruktive Austausch und die Vernetzung mit unseren Partnerinnen und Partnern aus der Kultur- und Medienbranche und der Zivilgesellschaft. Dazu haben wir im vergangenen Jahr bundesweit zu drei „Green Culture“-Konferenzen eingeladen, die ein systematisch angelegter, partizipativer Prozess waren. Eine weitere Konferenz, das „Green Culture Festival“, fand Anfang Juni in Potsdam statt und widmete sich dem Thema „Klimafolgenanpassung in der Kultur“. Wie erforderlich es ist, sich damit auseinanderzusetzen, zeigt sich am Park Sanssouci, der bereits akut von den Folgen des Klimawandels betroffen ist.
Eine entscheidende Rolle nimmt zudem die „Green Culture“-Anlaufstelle ein, die im September 2023 ihre Arbeit aufgenommen hat und durch den Bund gefördert wird. Als zentrale Ansprechpartnerin steht sie der Kultur- und Medienbranche bei der Entwicklung von klimaschonenderen Betriebs- und Produktionsabläufen zur Seite. Neben speziellen Beratungs- und Weiterbildungsangeboten soll die Anlaufstelle ein umfangreiches Informationsportal zu betriebsökologischen Themen bereitstellen. Zudem wird sie regelmäßig zu Netzwerk- und Austauschforen einladen, um ökologische Fragestellungen in und mit der Branche zu diskutieren.
Impulse für die Praxis
Ein wichtiger Schritt für die bundesweite Vergleichbarkeit und Fortentwicklung im Bereich Nachhaltigkeit in Kultureinrichtungen war die Verständigung auf einen gemeinsamen, einheitlichen CO2-Bilanzierungsstandard für Kultureinrichtungen samt zugehörigem CO2-Rechner durch Bund, Länder und Kommunen im Oktober 2023. Damit können Kultureinrichtungen erstmals nach einheitlichen Vorgaben ihre CO2-Emissionen erfassen, Einsparpotenziale identifizieren und nachhaltige Strategien entwickeln.
Ganz konkrete und praktische Handlungsempfehlungen für Museen und andere Ausstellungshäuser bietet zudem der Leitfaden „Klimaschutz in Museen“, der von mehr als 70 Expertinnen und Experten im Rahmen der „AG Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Museen“ entwickelt wurde, die bereits Anfang 2022 vom Deutschen Museumsbund gemeinsam mit meinem Haus ins Leben gerufen wurde.
Auch im Film- und Medienbereich spielen Klima- und Umweltschutz schon länger eine zentrale Rolle. Der Bund unterstützt die Branche dabei und setzt gezielt Impulse für eine umweltschonende Produktion. Mein Haus hat daher im Schulterschluss mit den Filmförderungen der Länder, der Filmförderungsanstalt (FFA) sowie dem Arbeitskreis „Green Shooting“ bundesweit einheitliche ökologische Standards für die audiovisuelle Produktion eingeführt. Seit März 2023 ist die Einhaltung ökologischer Standards Voraussetzung für eine Filmförderung durch den Bund.
Wertvolles Kulturgut vor dem Verlust oder vor Schäden schützen
Mit Blick auf die Folgen der Klimakrise zeigt sich, dass wir außerdem dringend mehr tun müssen, um die Resilienz der Kulturinstitutionen zu stärken. Dazu gehören eine bessere Risikoanalyse und Vorsorge, damit Kultureinrichtungen im Fall von Katastrophen, wie zum Beispiel Überschwemmungen oder Bränden, besser vorbereitet sind, schnell reagieren und damit Schäden begrenzen können.
Mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus den Ländern und Kommunen streben wir einen engen Austausch zu der Frage an, wie wir die Resilienz auch in der Kultur, insbesondere in Kulturgut bewahrenden Einrichtungen, steigern können.
Die Aktivitäten meines Hauses sind dabei in übergreifende Vorhaben der Bundesregierung eingebunden. So haben wir uns dafür eingesetzt, dass der Sektor Kultur und Medien in das derzeit laufende Gesetzgebungsverfahren für ein „KRITIS-Dachgesetz“ eingebracht wird. Darüber hinaus wird bis 2026 unter Beteiligung von Ländern und der Zivilgesellschaft eine nationale Strategie zur Verbesserung der Resilienz kritischer Infrastrukturen erarbeitet. Dabei ist für mich besonders wichtig, dass innerhalb der Bundesregierung wie auch seitens der Länder Konsens darüber herrscht, dass der Kultur- und Mediensektor zur Kritischen Infrastruktur gehört.
Gemeinsam für eine klimagerechte und resiliente Kultur
Es macht Hoffnung zu sehen, dass wir bei der Transformation in Kultur und Medien vorankommen. Viele Kultureinrichtungen gehen bereits mit gutem Beispiel voran. Sie setzen sich mit ihrer eigenen Umwelt- und Klimabilanz auseinander und arbeiten systematisch an deren Verbesserung. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bilden sich fort und vernetzen sich. Das Bewusstsein, die Sensibilität, die Ideen und die Power – sie sind da.
Damit es nicht bei einzelnen Projekten bleibt, setze ich mich zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen in meinem Haus, aber auch in den Ländern und Kommunen für konsequentes Handeln ein. Mein Ziel ist es, Anreize für einen ressourcen- und klimaschonenden Kultur- und Medienbetrieb zu schaffen und dort, wo es nötig ist, verbindliche Vorgaben zu setzen.
Vieles konnten wir in dieser Legislaturperiode schon gemeinsam erreichen, aber klar ist: Unsere Bemühungen sind noch nicht am Ende. Wir müssen alles dafür tun, dass der menschengemachte Klimawandel nicht unsere Lebensgrundlagen und damit auch die von Kunst und Kultur zerstört.