Runges Romantik
Bereits bis zum Jahr 2002 konnte die Freie und Hansestadt Hamburg mit Unterstützung u. a. durch die Kulturstiftung der Länder 50 % Eigentumsanteil an sieben bedeutenden Werken Philipp Otto Runges (1777–1810) erwerben. Die Gemälde befinden sich seit 1913, also seit fast einem Jahrhundert, als Leihgaben in der Hamburger Kunsthalle. Jetzt konnte auch der verbliebene Eigentumsanteil von den Erben Runges erworben werden. Dabei unterstützten die Kulturstiftung der Länder, der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Ernst von Siemens Kunststiftung, die Campe’sche Historische Kunststiftung, die HERMANN REEMTSMA STIFTUNG und Herr Georg W. Claussen, Hamburg, den Ankauf. Damit sind nun alle sieben Werke dauerhaft für die Hamburger Kunsthalle gesichert: „Lehrstunde der Nachtigall“, 1804/05, „Farbenskizze zum Elternbildnis“, 1806, „Otto Sigismund im Klappstuhl“, 1805, „Mutter Erde mit ihren Kindern“, 1803, „Selbstbildnis im blauen Rock“, 1805, „Selbstbildnis im braunen Kragen“, 1802, und „Selbstbildnis“ von 1802. Philipp Otto Runge gilt neben Caspar David Friedrich als ein Wegbereiter der norddeutschen Romantik. Zeitgenossen wie Goethe, Clemens Brentano und Ludwig Tieck erkannten früh den außerordentlichen Rang des Künstlers. In Hamburg gilt Runge heute gemeinhin als bedeutendster Künstler der Stadt.
Bereits im Alter von 33 Jahren gestorben, war Runge der herausragende Figurenmaler der Romantik. In Wolgast geboren, wirkte der Maler die letzten Jahre vor seinem Tod in Hamburg. In seinen Porträts blickt der Romantiker entgegen aller damals üblichen Malweisen mit intimen Innenschauen auf das Wesen seiner Dargestellten. Bereits im Jahr 1906 würdigte der erste Direktor der Hamburger Kunsthalle Alfred Lichtwark den Künstler Runge in der von Lichtwark mitgestalteten „Jahrhundert-Ausstellung“ in der Berliner Alten Nationalgalerie.
Runges Werke tauchen aufgrund des fragmentarischen und geringen Werkumfangs sehr selten auf dem Kunstmarkt auf. Für die Hamburger Kunsthalle, die die weltgrößte Runge-Sammlung besitzt, stellt der gelungene Ankauf auch deshalb einen besonderen Glücksfall dar.
Als Herz der Sammlung der Hamburger Kunsthalle werden die Werke also weiterhin zusammen mit den dort auch zahlreich vorhandenen Werken Caspar David Friedrichs gezeigt; auch in Zukunft können die Besucher die so unterschiedlichen Bildwelten der beiden romantischen Künstler, die sich vom Weltverständnis sehr nahe standen, erleben.