Kunstschauen gefördert

Unter der Leitung des Ministers für Bildung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, Ekkehard Klug (in Vertretung des derzeitigen Stiftungsratsvorsitzenden, Schleswig-Holsteins Minister­präsident Peter Harry Carstensen), hat der Stiftungsrat der Kultur­stiftung der Länder auf seiner Sitzung am 24. November 2011 in der Landes­vertretung von Schleswig-Holstein in Berlin beschlossen, acht bedeu­tende kunst- und kultur­historische Ausstellungs­vorhaben in Deutsch­land mit insgesamt rund 700.000 Euro zu unterstützen. Die 16 Länder stellen seit 2009 jährlich Mittel bereit, um über die Kulturstiftung der Län­der wich­tige Aus­stellungs­projekte von überregionaler Ausstrahlung zu unter­stützen. Kriterien für eine Förderung sind darüber hinaus: Die Ausstellungen sollen aus der eigenen Sammlung entwickelt und inter­disziplinär erarbeitet sein so­wie besucher­orientiert präsentiert und vermittelt wer­den; wissen­schaftliche Ergebnisse sollen dauer­haft wirksam bleiben. Bei den erwähnten Ausstellungstiteln handelt es sich teilweise noch um Arbeitstitel.

Zu den in Berlin beschlossenen Förderungen gehört die Ausstellung „El Greco und die Moderne“ (28.4.–12.8.2012) des Museums Kunstpalast Düsseldorf: Damit kann das Museum exakt 100 Jahre, nachdem einige Werke El Grecos 1912 in einer Düsseldorfer Ausstellung die jungen expressionistischen Künstler in Deutschland stark inspirierten, die erste dem Künstler El Greco ausschließlich gewidmete Aus­stellung in Deutschland präsentieren. Seit seiner Wiederentdeckung im ver­gange­nen Jahrhundert gilt der spanische Maler mit griechischen Wurzeln als einer der Väter der Moderne. Der geistigen Verwandtschaft zwischen dem Meister des Manierismus und der frühen Moderne wird in der Ausstellung nachgegangen, die den Auftakt zu weiteren internationalen Schauen zum 400. Todesjahr El Grecos im Jahr 2014 bildet. An die 40 Werke El Grecos aus den wichtigsten europäischen und amerikanischen Museen werden mit Arbeiten von Cézanne, van Gogh, Picasso und Delaunay zusammengeführt, aber auch mit Arbeiten deutscher und österreichischer Expressionisten.

Das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt (DAM), das heute über eine der weltweit größten Architekturmodellsammlungen verfügt, bietet in der geplanten Sonderausstellung „Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie“ (25.5.– 16.9.2012) einen repräsentativen Querschnitt zur Modellgeschichte vom 16. bis zum 20. Jahrhundert und zu den wichtigsten Tendenzen der Architekturmodelle im 21. Jahrhundert. Die Frankfurter Präsentation würdigt das Architekturmodell als eigenständiges Werk, das – auch für den Laien – überaus faszinierend ist und nicht länger als bloßes „Ersatzobjekt“ für dargestellte Gebäude betrachtet werden sollte. Diese von der Kulturstiftung der Länder unterstützte Schau mit Exponaten des DAM sowie anderer Institutionen soll auch einen regen Austausch mit internationalen und nationalen Architektursammlungen fördern.

Erstmals in Deutschland erfährt der französische Künstler Jean-Baptiste Camille Corot (1796–1875) eine umfassende Würdigung: Gefördert durch die Kultur­stif­tung der Länder präsentiert die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe das Werk des bedeu­tenden Landschafts- und Figurenmalers in der Ausstellung „Camille Corot“ (28.9.2012–6.1.2013). Etwa 120 Gemälde und 50 Papierarbeiten aus internationa­lem Museums- und Privatbesitz geben einen Überblick über die Vielfalt seines Schaffens. Ergänzt werden die Werke Corots von Arbeiten der prägenden Künstler der franzö­sischen Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts, seiner Vorgänger und Nachfolger. Neben Werken aus der hochrangigen Sammlung französischer Malerei, Zeichen­kunst und Graphik der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe werden inter­nationale Leihgaben u. a. aus dem Pariser Louvre, dem Metropolitan Museum of Art in New York, den Uffizien in Florenz und der Londoner National Gallery ausgestellt.

Mit der Ausstellung „Jacob Jordaens und die Antike“ (1.3.–16.6.2013) im Museum Fridericianum widmet sich die Museumslandschaft Hessen Kassel dem Antwer­pener Maler und bedeutenden Vertreter des flämischen Barock: Jacob Jordaens (1593–1678) beherrschte nach dem Tod Peter Paul Rubens’ und Anthonis van Dycks den Kunstmarkt in Flandern, stand jedoch bisher eher im Schatten der Aufmerk­samkeit. In der gemeinsamen Ausstellung der Museumslandschaft Hessen Kassel und den Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique in Brüssel soll sein Werk mit hochkarätigen Leihgaben aus den wichtigsten Museen Europas erstmals in Deutsch­land einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Mit rund 100 Arbeiten Jacob Jordaens’, seinen Zeitgenossen sowie antiken Kunstwerken wird die Wechsel­wirkung zwischen der Antike und Jordaens anschaulich gemacht, aber auch sein Einfluss auf die deutsche Malerei des 20. Jahrhunderts thematisiert.

Das Braunschweigische Landesmuseum wird mit Unterstützung der Kultur­stiftung der Länder die Landesausstellung „Roms vergessener Feldzug – Germa­niens verlorene Schlacht am Harzhorn“ (1.9.2013–19.1.2014) präsentieren. Die Ent­deckung und die Freilegung des einzigartigen erhaltenen römischen Schlacht­feldes aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. bei Harzhorn im südlichen Nieder­sachsen war eine Sensation, liefert es doch den Beweis dafür, dass sich römische Legionen noch 200 Jahre nach der Varusschlacht bei Kalkriese und den Kriegs­zügen des Germanicus tief nach Germanien hineingewagt und erfolgreich gegen germanische Verbände gekämpft hatten. Den Kern der Ausstellung bilden Funde und Befunde vom Kampf­platz am Harzhorn, ergänzt von zahlreichen bedeutenden Leihgaben aus Europa, den USA und dem Nahen Osten, die die Rekonstruktion der Aus­rüstung der beteiligten Armeen der bisher unbekannten Schlacht ermöglichen.

In der von der Kulturstiftung der Länder geförderten Schau „Geheimnisse der Alten Meister – Die Kölner Malerei des Mittelalters neu entdeckt“ im Kölner Wallraf-Richartz-Museum (20.9.2013–9.2.2014) werden an ausgewählten Hauptwerken Kölner Malerei des Spätmittelalters neueste Erkenntnisse und wichtige Forschungsergebnisse aus der interdisziplinären Zusammenarbeit von Kunsttechnologen, Kunsthistorikern und Naturwissenschaftlern anschaulich gemacht. Innovative Formen der Präsentation und Didaktik sollen möglichst breite Publikumsschichten ohne spezielle Vor- oder Fachkenntnisse, Laien und Fachleute gleichermaßen ansprechen und ihnen umfassende Einblicke in die handwerklich-künstlerischen Entstehungsprozesse, Techniken und Arbeitsweisen der Kölner Maler vermitteln. Durch die Analyse von Bildträger, Malschicht, Vergoldung, Rahmung usw. werden Rückschlüsse auf Werkstattorganisation, wirtschaftliche Zusammenhänge und auf die Vernetzung unterschiedlicher Kunstgattungen gezogen; Köln wird als frühes Zentrum der Leinwandmalerei beleuchtet.

Anlässlich des 300. Todestages Andreas Schlüters im Jahr 2014 zeigen die Skulp­turen­sammlung und Museum für Byzantinische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin im Bode-Museum auf der Museumsinsel erstmals eine große und umfassende Werkschau, die an die Verdienste dieses außergewöhnlich vielseitigen Künstlers erinnern soll. In der von der Kulturstiftung der Länder unterstützten Ausstellung „Das barocke Berlin. Der Bildhauer und Baumeister Andreas Schlüter (1659–1714)“ (3.4.–13.7.2014) werden die einzelnen Stationen seiner Tätigkeit in Danzig, Warschau, Berlin und St. Petersburg vorgestellt. Den Schwerpunkt der Werkschau im Bode-Mueum, das selbst im Besitz zahlreicher sei­ner Arbeiten ist, bildet sein Wirken in Berlin als Direktor der Akademie der Künste und als Bildhauer und Baumeister des Berliner Schlosses. Internationale Leihgeber ergänzen die Schau durch Exponate von Vorbildern und Zeitgenossen Schlüters – darunter hochkarätige Werke Michelangelos und Gian Lorenzo Berninis.

Ebenfalls gefördert wird die Große Landesausstellung des Landesmuseums Württemberg „Im Glanz der Zaren – Die Romanows und Württemberg“ im Alten Schloss in Stuttgart (19.10.2013–23.3.2014). Anlass der Ausstellung ist das 400-jährige Thronjubiläum der Romanow-Dynastie, die jahrhundertelang das russische Reich beherrschte und prägte. Zwischen den Romanows und dem Haus Württemberg bestanden enge Verbindungen, aus denen zwischen 1776 und 1874 fünf Eheschließungen hervorgingen, die im Mittelpunkt der breit angelegten, kulturgeschichtlich ausgerichteten Ausstellung stehen werden. Neben der Gegen­überstellung der Hofhaltungen in St. Petersburg und Stuttgart bilden der rege Austausch auf dem Gebiet der Wissenschaften, die Konfrontation der evangelisch-lutherischen und russisch-orthodoxen Konfessionen sowie die höfische Repräsen­tation als Mittel der Machtpolitik die Themenschwerpunkte der Schau. Ein inter­nationaler Fachbeirat aus Wissenschaftlern aus Deutschland und Russland erarbeitet das inhaltliche Konzept der Ausstellung. Anhand der reichen Sammlungs­bestände des Landesmuseums Württemberg und Leihgaben aus deutschen und russischen Schlössern und Museen werden die Verflechtungen der Dynastien auf einzigartige Weise und in teilweise aufwendigen, prunkvollen Raumbildern, Schatzkammern und Herrschergalerien dargestellt. Eine separate Ausstellung für Kinder soll die Dynastie der Romanows durch zahlreiche Objekte zum Anfassen und Ausprobieren auch für die jungen Besucher erlebbar machen.