Entwürfe entknickt

Paul Schneider-Esleben zählt zu jenen Architekten, die mit ihren Bauten die Nachkriegsmoderne, das Bauen von Megaprojekten in Beton, die High Tech-Architektur und das Weiterbauen im Bestand beeinflusst haben. Mit dem Mannesmann-Hochhaus in Düsseldorf (1955–58) baut er den ersten Stahlskelettbau mit Vorhangfassade in Deutschland. Schneider-Esleben zeigt sich in seiner technischen und konzeptuellen Ausrichtung als innovativ: So betrachtet er die Rolandschule in Düsseldorf (1957–61) als pädagogisches Reformprojekt und bindet dabei Avantgardekünstler der Gruppe ZERO und Joseph Beuys ein oder entwickelt für den Flughafen Köln-Bonn (1962–71) ein Verkehrskonzept, das ihn zum Berater von Flughafenprojekten weltweit werden ließ.

Das Architekturmuseum der TU München hütet seit 1994 mit dem architektonischen und zeichnerischen Nachlass Schneider-Eslebens einen Schatz für Wissenschaft, Lehre und Architekturvermittlung. Umso bedauerlicher war es, dass über 50 Prozent der kostbaren Zeichnungen und Pläne des Stararchitekten Schäden wie Risse, Knicke, Wellungen sowie Verunreinigungen durch Klebebänder und Staub aufwiesen. Für die anlässlich seines hundertsten Geburtstages geplante Retrospektive im Architekturmuseum der TUM konnten mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder im Rahmen des Restaurierungsbündnisses „Kunst auf Lager“ 255 besonders wichtige Pläne und Zeichnungen restauriert werden.

Mit der Schau „Paul Schneider-Esleben. Architekt“ wird erstmals sein Leben und Werk in den Kontext der bundesrepublikanischen Architekturmoderne gestellt, die Teil einer internationalen Stilentwicklung ist und zugleich die Anpassung an die deutschen Gegebenheiten vollzieht.