Eisern gesammelt
Fehlende Gliedmaßen, gelöste Sockel, erhebliche Rostschäden, zahlreiche Bruchstellen und großflächige Abplatzungen: Glückte die Rettung der preußischen Eisenkunstguss-Sammlung Ewald Barths (1898 – 1968) aus den Trümmern des Zerbster Schlosses zwar bereits 1948, litt die einst 1.800 Objekte umfassende Privatsammlung jedoch noch lange unter ihren Kriegsversehrungen. Mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und des Freundeskreises der Kulturstiftung der Länder im Rahmen der Initiative „Kunst auf Lager“ gelang nun die Restaurierung ausgewählter Exemplare des Barthʼschen Konvoluts. Darunter sind einige Highlights der Sammlung, lebensgroße Büsten von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770 – 1840) und seiner Gemahlin Luise von Preußen (1776 – 1810): Sie wurden von ihren Kriegsverletzungen geheilt und erstrahlen nun in neuem Glanz.
Die Sammelleidenschaft des aus einer gut betuchten Dessauer Bürgerfamilie stammenden Zahnarztes Barth wurde bereits zu Studienzeiten geweckt. In Dessau war er Stammkunde im stadteigenen Antiquitätenladen, wo er in den 1920er Jahren regelmäßig neue Schätze für seine Kollektion preußischer Eisenkunst erwarb. Neben den royalen Büsten trug Barth zahlreiche Plaketten, Medaillen und Statuetten nach Entwürfen namhafter Künstler, sowie Schmuck, Zier- und Gebrauchsgegenstände zusammen. Allesamt aus Eisen gefertigt, spiegeln sie den Zeitgeist des 20. Jahrhunderts wider und unterstreichen die vielfältigen Verwendungsweisen des Materials. Nicht ohne Grund war die Sammlung Barth bereits zu ihrer Entstehungszeit eine der größten zum preußischen Eisenkunstguss und genoss überregionale Bedeutung.
Um den hohen Wert der umfangreichen Sammlung wissend, erwirkte die sachsen-anhaltische Denkmalbehörde während des Zweiten Weltkrieges, dass die eisernen Kunstwerke 1944 in das Zerbster Schloss umgelagert wurden. Dort in Sicherheit gewägt, fiel das Schloss kurz vor Kriegsende jedoch den Bombenangriffen der Alliierten zum Opfer. Erst 1948 gelang Barth die Bergung der Kunstwerke aus einer 10 Meter hohen Trümmerschicht. Die durch Kriegsverlust auf 1.050 Exemplare geschrumpfte Sammlung blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1968 in Ewald Barths Privatbesitz. Später wurden Teile der Sammlung an einen Westdeutschen Sammler verkauft, der sie dem Berliner Museum für Technik und Verkehr übergab. Im Jahr 2007 gelang es schließlich der Stadt Dessau, die Sammlung Barth zu erwerben. Zurückgekehrt in ihre alte Heimat, rückt die wertvolle Sammlung 68 Jahre nach ihrer Rettung wieder in das Licht der Öffentlichkeit.
Die restaurierten Werke und weitere ausgewählte Schätze aus der Sammlung werden bis März 2017 in der Sonderausstellung „Aus Bombenglut geborgen. Schätze aus der Eisenkunstguss-Sammlung Ewald Barth“ im Johannbau, dem Westflügel des Dessauer Residenzschlosses, präsentiert.