Was wurde aus…?
Seit 35 Jahren fördert, entwickelt, berät und begleitet die Kulturstiftung der Länder im Auftrag der 16 deutschen Länder Projekte und Initiativen in den Bereichen Kunst und Kultur, die gesamtstaatlich bedeutsam sind. Eine ihrer Kernaufgaben ist die Förderung des Erwerbs von Kulturgut, das für das kulturelle Selbstverständnis und gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen in Deutschland einen hohen Wert besitzt. Dabei ist die Erwerbung aber kein Selbstzweck. Ziel solcher Förderungen ist, dass diese Objekte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, vermittelt und erforscht werden; dass sie Wirkung entfalten. Sie erzählen regionale oder überregionale Geschichte, sie vermitteln Standpunkte, Techniken, Biografien oder Provenienzen. Oder sie regen Forschung an und finden ihren Niederschlag in Publikationen, wissenschaftlichen Arbeiten oder Filmen, die im Fernsehen oder auf Filmfestivals von einem breiten Publikum wahrgenommen werden.
Auf den folgenden Seiten sehen Sie, wie es mit der Geschichte einiger Objekte weitergegangen ist, nachdem ihr Ankauf von der Kulturstiftung der Länder gefördert wurde.
Einzigartige Einblicke: Pina Bauschs Erbe auf Video
Alle Filme der Pina Bausch Foundation sind auf der Website kostenfrei zugänglich.
Im November 2019 kommt es im Teatro Biondo im italienischen Palermo zu einer denkwürdigen Premiere vor Hunderten von Besucherinnen und Besuchern. Das Haus, das dreißig Jahre zuvor das Tanztheater-Stück „Palermo Palermo“ koproduziert hatte, zeigt einen Film, der aus originalen Aufnahmen der damaligen Aufführung zusammengesetzt ist. Der Titel des Films lautet wie die einstige Performance der einflussreichsten deutschen Tänzerin, Choreografin und Regisseurin Pina Bausch (1940 – 2009): „Palermo Palermo“.
Möglich wurde die Filmvorführung durch eine Förderung der Kulturstiftung der Länder: 2015 hatte das Pina Bausch Archiv über 1.000 Videobänder vom französischen Verlag L´Arche Editeur erworben. Aufzeichnungen von 22 Tanzstücken, Aufnahmen von der Arbeit hinter den Kulissen und Rohmaterial eines geplanten Kinofilms: Tausende Stunden Film, die das Schaffen der Tanz-Pionierin dokumentieren. Seit Anfang der 1980er-Jahre hatte ein professionelles Filmteam des Verlags immer wieder mit Pina Bausch gedreht.
In einem zweijährigen Digitalisierungsprojekt wurden die einzigartigen Originalquellen restauriert und zusammengefügt. Monatelang haben Matthias Burkert, langjähriger Begleiter von Pina Bausch, Ismael Dia und Alen Alagic im Schnitt verbracht oder Film- und Musikrechte angefragt. „Anstatt die Aufnahmen zu kommerzialisieren, werden sie auf der Webseite kostenfrei zugänglich gemacht und erreichen so ein internationales Publikum“, berichtet Salomon Bausch, Sohn der Tänzerin und Gründer der Stiftung. 2022 wurde außerdem der Film „Café Müller“ auf dem „Fifth Wall Fest“ auf den Philippinen gezeigt, ein internationales Tanzfilmfestival. Der Film wird zudem im Juli 2023 vom Goethe Institut in Paris gezeigt.
Das Filmmaterial hatte Ismael Dia, Archivleiter der Stiftung, aus einer Scheune nahe Paris retten können. Dort lagerte der Verlag das Videomaterial, das langsam seiner Zerstörung entgegensah. In einem weiteren Ankauf konnten außerdem bereits fertig geschnittene Videos erworben werden.
Pina Bausch hat die Grundlage für ein modernes Tanztheater als eigenständige Kunstform geschaffen. Das 1973 von ihr gegründete Tanztheater Wuppertal ist heute eine der wichtigsten Institutionen des zeitgenössischen Tanzes.
Dela Mießen ist Mitarbeiterin von Arsprototo.