Dresden und die abstrakt-konstruktive Avantgarde
Dresden, das in den 1920er Jahren bekannt war als konservative Kunststadt, trotzte damals seinem Ruf und wurde zu einem wichtigen Schauplatz der Vermittlung abstrakt-konstruktiver Kunst. Die Raumgestaltungen, die Piet Mondrian im Auftrag von Ida Bienert beziehungsweise El Lissitzky für die Internationale Kunstausstellung 1926 in Dresden entwarfen, sind jetzt im Albertinum in Dresden erstmals in Deutschland erlebbar. Die Ausstellung wurde von der Kulturstiftung der Länder mit 100.000 Euro gefördert.
„Zukunftsräume. Kandinsky, Mondrian, Lissitzky und die abstrakt-konstruktive Avantgarde in Dresden 1919 bis 1932“ umfasst Gemälde, Zeichnungen und Grafiken von Wassily Kandinsky, Paul Klee, El Lissitzky, Piet Mondrian, Willi Baumeister und weiteren Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit abstrakten und konstruktivistischen Richtungen befassten. Im Zentrum stehen die sowohl begehbaren als auch virtuell erlebbaren Re-/Konstruktionen der Raumentwürfe von Mondrian und Lissitzky – die „Zukunftsräume“.
Die Entwürfe von Piet Mondrian, die nie verwirklicht werden konnten, werden als einer der Höhepunkte neben Gemälden Mondrians ausgestellt. Der gestaltete Dresdner Raum für abstrakte Kunst von Lissitzky wurde jetzt im Albertinum historisch rekonstruiert. Abweichend von den damals ausgestellten Bildern werden in der aktuellen Variante Gemälde ungarischer, russischer und rumänischer Künstlerinnen und Künstler präsentiert.
Gezeigt wird die bislang kaum bekannte Rolle Dresdens als Plattform für die Vermittlung der Bauhaus-Kunst, des russischen Konstruktivismus und der niederländischen De-Stijl-Bewegung. Charakteristisch für die sächsische Landeshauptstadt der 1920er Jahre war eine bemerkenswerte Ausstellungs- und Sammlungstätigkeit von abstrakt-konstruktiver Werken.
Die gegenstandslose Kunst basiert auf unterschiedlichen, gesellschaftsutopischen Ideen, die damals noch stark umstritten waren. In der traditionellen Kunstformen verhafteten Stadt sorgten ausgestellte Werke von unter anderem Lissitzky, Mondrian, Kandinsky und Klee damals für Auseinandersetzungen zwischen liberalen und konservativen Kultureliten. Die Ausstellung ermöglicht es den Besucherinnen und Besuchern, die Kontroversen zu reflektieren und Dresden als einen Ort der Förderung innovativer Kunst kennenzulernen.