geöffnete Holzkiste, darin die Rechenmaschine mit verschiedenen Knöpfen
Erwerbungsförderung

Die Rechenmaschine des Papstes

Das Forschungsinstitut für Diskrete Mathematik der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn erwirbt für sein Arithmeum eine um 1852 von Charles Xavier Thomas de Colmar (1785-1870) gefertigte Rechenmaschine. Thomas de Colmar schuf das sog. Arithmometer als Dedikationsexemplar für Papst Pius IX (1792-1878). Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 55.000 Euro.

Die Rechenmaschine des Papstes

Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Das Arithmeum besitzt die weltweit umfassendste Sammlung historischer Rechenmaschinen und die bedeutendste Sammlung an Rechenmaschinen von Charles Xavier Thomas. Diese Pius dem IX. gewidmete ‚Rechenmaschine des Papstes‘ von Thomas findet hier den besten denkbaren Sammlungszusammenhang, in und aus dem sie präsentiert und vermittelt und der Forschung zugänglich gemacht werden kann. Ich freue mich, dass die Kulturstiftung der Länder erneut das Forschungsinstitut für diskrete Mathematik in Bonn bei der Erwerbung eines solch herausragenden Objekts unterstützen konnte, das somit Teil der heute eröffneten Sonderausstellung sein wird.“

Charles Xavier Thomas de Colmar (1785 – 1870) war der erste, der robuste, für die Anwendung gedachte und geeignete Rechenmaschinen in Serie gefertigt hat. Im Alter von 35 Jahren ließ er 1820 die erste Rechenmaschine patentieren, die er Arithmomètre nannte. Dadurch, dass die deutsche Rechenenmaschinenindustrie das Thomas-Prinzip übernommen und unverändert benutzt hat, gilt Thomas als prägender Begründer der Rechenmaschinenfabrikation in Europa.

Um seine Erfindung bekannt zu machen und um die Gunst der Herrschenden zu erreichen, hat Thomas um 1850 einige besonders prunkvolle Dedikationsexemplare gefertigt. Nachgewiesen und bekannt sind Dedikationsexemplare für Ferdinand II., König von Sizilien, für Napoleon Bonaparte, für den König von Portugal, für den Conte di Trapani und für Mme. Renaud. Ein Dedikationsexemplar für Zar Nikolaus I. hat das Arithmeum im Jahr 2017 u.a. mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder erworben.

Nachdem das jetzt erworbene Arithmometer 1852 Papst Pius IX. gewidmet worden war, verlor sich die Kenntnis über seinen Aufbewahrungsort. In den 1970er Jahren tauchte es in einem Antiquitätenhandel in Perugia wieder auf. Das Institut erwirbt die Rechenmaschine nun von der Erbin des Antiquitätenhändlers.  Es besitzt fünf Eingabestellen und zehn Stellen im Ergebniswerk, es befindet sich in einer aufwändig gefertigten, mit Boulle-Technik gestalteten Schatulle. Auf der Deckelinnenseite findet sich Dedikationsinschrift: „OFFERT A SA SAINTETE PIE IX PAR SON RESPECTUEUX SERVITEUR ET FILS J(ESUS)- C(HRIST) LE CHEV(ALLI)ER THOMAS de COLMAR (INVENTEUR)“ Die Rechenmaschine ist noch immer voll funktionsfähig und sowohl die Maschine als auch die Schatulle befinden sich in einem guten Zustand.

Das Arithmeum hat mit 20 Objekten die umfassendste und bedeutendste Sammlung von Thomas Rechenmaschinen. Darunter sind zwei sehr frühe Addiermaschinen, Unikate von 1849, die erst vor wenigen Jahren Thomas zugeordnet werden konnten. Das legendäre Piano-Arithmometer, für das Thomas auf der Weltausstellung von 1855 eine Goldmedaille erhielt, befindet sich – als Dauerleihgabe aus der IBM-USA-Sammlung – ebenfalls im Arithmeum in Bonn. Anlässlich des 200. Jahrestages der ersten Patentanmeldung für ein Arithmometer im Jahr 1820, hatte das Arithmeum eine Sonderausstellung zu Thomas Rechenmaschinen geplant, die pandemiebedingt verschoben wurde und nun heute in Bonn eröffnet wird.

Weitere Förderer: Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

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