Die Frau auf dem Wagen
Mit Unterstützung der Fondation Alberto und Annette Giacometti, Paris, dem wissenschaftlichen und organisatorischen Partner des Lehmbruck Museums, werden rund 120 Werke des Bildhauers in Duisburg als Leihgaben internationaler Museen und Privatsammler in Duisburg vereint.
Eine kostbare Fracht aus New York hat Dr. Gottlieb Leinz, Stellvertretender Direktor des Wilhelm Lehmbruck Museums, in Duisburg in Empfang genommen: Alberto Giacomettis „Wagen“ aus dem Jahr 1950, der erstmals das Museum of Modern Art als Leihgabe verlassen hat. Im Rahmen der Ausstellung „Alberto Giacometti. Die Frau auf dem Wagen“ wird die New Yorker Bronze vom 31. Januar bis zum 18. April im Wilhelm Lehmbruck Museum zu sehen sein und hier Giacomettis Gipsskulptur „Frau auf dem Wagen“ aus der Duisburger Sammlung als Pendant gegenübergestellt.
Giacomettis „Frau auf dem Wagen“ aus den Jahren 1943 bis 1945 befindet sich seit 1986 in der Sammlung des Wilhelm Lehmbruck Museums. Die Gipsskulptur zählt zu den Hauptwerken des Bildhauers und gilt als Schlüsselwerk seiner gesamten nachfolgenden figuralen Werkproduktion – gelang Giacometti doch mit dieser Arbeit der Durchbruch von miniaturhaft kleinen Figuren hin zur Großplastik. Jüngste Forschungen haben gezeigt, dass es sich bei der Dargestellten um eine visionäre Hommage an die englische Künstler-Muse Isabel Nicholas handelt, die später als Isabel Rawstorne auch Francis Bacon mehrfach Modell stehen sollte. Modelle lebensgroßer Porträtköpfe und Miniaturfiguren, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sein werden, zeugen von der engen Bindung Giacomettis zu seinem Modell.
Um die Duisburger „Frau auf dem Wagen“ gruppieren Gottlieb Leinz und Véronique Wiesinger neben dem „Wagen“ aus New York auch weitere Gips- und eine Bronzefassung des gleichen Sujets sowie Gipsmodelle, Zeichnungen und Fotos, die Isabel Nicholas darstellen. „Erstmals können in dieser Ausstellung beide ‚Wagen-Skulpturen‘ gemeinsam mit dem zugehörigen Komplex ausgestellt werden“, so Kurator Gottlieb Leinz. „Besonders die in dieser Werkgruppe sich ankündigende Spannung zwischen Verlebendigung der Frauendarstellung und ihrer gleichsam mumifizierten Erstarrung, zwischen Triumph und Tod, wird hierdurch deutlich. Die erstmalige leibhaftige Gegenüberstellung der Skulpturen wird zu völlig neuen Deutungen auch bisher bekannter Werke führen.“
Nach einer ersten Giacometti-Retrospektive durch das Wilhelm Lehmbruck Museum im Jahr 1977 ist die jetzige Ausstellung die zweite umfangreiche Schau, die das Duisburger Museum dem Schweizer Bildhauer widmet. Die Ausstellung wird von der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung und dem Land Nordrhein-Westfalen gefördert.