Cranach – Kemmer – Lübeck. Meistermaler zwischen Renaissance und Reformation
Hans Kemmer gilt als einer der bedeutendsten Maler der Reformation im Lübecker Raum und ist dennoch nur wenigen ein Begriff. Der „Cranach von Lübeck“ verbrachte seine Gesellenjahre in Wittenberg, dem Zentrum der Reformation und der Werkstatt Lucas Cranach d. Ä., wodurch er wertvolle Erfahrungen sammeln konnte und mit dem reformatorischen Gedankengut in Berührung kam. Zwar gibt es keinen urkundlichen Nachweis Kemmers in der Cranachwerkstatt in Wittenberg, aufgrund stilistischer Übereinstimmung gilt es aber als gesichert, dass er von circa 1515 bis 1520 in der Cranachwerkstatt tätig war. Die Ausstellung untersucht die zahlreichen Parallelen, die motivisch in den Gemälden nachzuweisen sind. Sie zeigen, dass Kemmer die Werke Cranachs gut kannte und ausführlich studiert hatte – er wird daher auch als „Meisterschüler“ Cranachs bezeichnet. Mithilfe zahlreicher Untersuchungen verschiedener Werke konnte der Zeichenstil und damit die Handschrift Kemmers in Arbeiten der Cranachwerkstatt eindeutig erkannt und er einmal mehr als Mitarbeiter Cranachs gefasst werden.
Das St. Annen-Museum möchte mit dem Ausstellungsprojekt den Reformationsmaler ins Gedächtnis der Stadt zurückholen und über Luther und Cranach hinaus einen weniger bekannten lokalen Künstler vorstellen. Das Ausstellungskonzept berücksichtigt neben der Reformationsgeschichte weitere Themen wie die Künstlerausbildung, die Werkstätten, den Transfer der Ideen der künstlerischen Erneuerungen der Reformation, sowie die Lübecker Stadtgeschichte, die zum Spielfeld künstlerischer Wanderbewegungen wurde.
Die Schau arbeitet mit zahlreichen Vermittlungskonzepten, die sich sowohl an Erwachsene als auch Kinder richten: Mit Hilfe von Infrarot-Aufnahmen werden anhand der durchleuchteten Gemälde die Überschneidungen der Maler Kemmer und Cranach d. Ä. verdeutlicht. Neben öffentlichen Führungen und Veranstaltungen, Workshops, Vorträgen und Aktionstagen hat das St. Annen-Museum auch einen Multimediaguide erstellt, mit dem man sich individuell mit dem eigenen Smartphone durch die Ausstellungsräume bewegen kann. Kindern ermöglicht das Begleitpaket „Museumsdetektive“, sich spielerisch den Inhalten anzunähern. Die Ausstellung läuft bis zum 6. Februar 2022.
Weitere Förderer: Possehl Stiftung, Ernst von Siemens Kunststiftung, Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein, Freunde der Museen für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck e.V., Friedrich Bluhme und Else Jebsen-Stiftung, Elfriede Dräger-Gedächtnis-Stiftung Pro Arte GmbH, Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck, Karin und Uwe Hollweg Stiftung, Von Keller Stiftung Lübeck, Reinhold Jarchow Stiftung, Hermann Reemtsma Stiftung, Deutscher Verband Frau & Kultur e. V. Gruppe Lübeck, Michael-Haukohl-Stiftung