Archive und Selbstzeugnisse/ Was wurde aus...?

Die erste Förderung

Was wurde aus…?
Seit 35 Jahren fördert, entwickelt, berät und begleitet die Kultur­stiftung der Länder im Auftrag der 16 deutschen Länder Projekte und Initiativen in den Bereichen Kunst und Kultur, die gesamtstaatlich bedeutsam sind. Eine ihrer Kernaufgaben ist die Förderung des Erwerbs von Kulturgut, das für das kulturelle Selbstverständnis und gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen in Deutschland einen hohen Wert besitzt. Dabei ist die Erwerbung aber kein Selbstzweck. Ziel solcher Förderungen ist, dass diese Objekte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, vermittelt und erforscht werden; dass sie Wirkung entfalten. Sie erzählen regionale oder überregionale Geschichte, sie vermitteln Standpunkte, Techniken, Biografien oder Provenienzen. Oder sie regen Forschung an und finden ihren Niederschlag in Publikationen, wissenschaftlichen Arbeiten oder Filmen, die im Fernsehen oder auf Filmfestivals von einem breiten Publikum wahrgenommen werden.
Auf den folgenden Seiten sehen Sie, wie es mit der Geschichte einiger Objekte weitergegangen ist, nachdem ihr Ankauf von der Kultur­stiftung der Länder gefördert wurdeDie e.

Die erste Förderung

Ihren Doktortitel verdankt die Kunsttechnologin Katja von Baum ihrer Forschung zur „Malerei auf textilem Bildträger im 15. Jahrhundert in Köln“ – so der Titel ihrer 2012 erschienenen Dissertation. Darin belegt sie, dass die Malerei auf Leinwand in Köln bereits im frühen 15. Jahrhundert fester Bestandteil der Gemäldeproduktion war. Bis dahin hatte man angenommen, dass Leinwandgemälde wie wir sie heute kennen – die Leinwand auf Rahmen gespannt, grundiert und mit ölig gebundenen Farben bemalt – erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Italien entwickelt worden seien. Hergestellt wurden die Leinwandbilder in Köln von denselben Malern und Werkstätten, die auch Gemälde auf Holztafeln sowie Buch- und Wandmalereien schufen.

Unter den Objekten, die Katja von Baum untersucht und in ihrer Arbeit aufgeführt hat, findet sich eines, das 1988 vom Wallraf-Richartz-Museum in Köln erworben wurde. Es entstand in einer Werkstatt, die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts tätig war und aus der wohl mehrere Bilder dieser Art hervorgingen. Das Andachtsbild zeigt zwölf Szenen aus dem Leben und Leiden Christi und zählt zu den im spätmittelalterlichen Köln äußerst beliebten sogenannten Bilderfolgen: Wie die Seiten eines Comics erzählen die in Reihen übereinander angeordneten Szenen die Passionsgeschichte.

Nach den bewegten 500 Jahren seiner Existenz hat dieses Bild auch deshalb Geschichte geschrieben, weil es sich bei ihm um die erste überhaupt von der Kulturstiftung der Länder geförderte Erwerbung handelt: Das in den Akten der Kulturstiftung als „Tüchlein“ geführte Gemälde wurde damals aus Schweden angekauft. 1988 war es Thema des ersten Bandes der Schriftenreihe „Patrimonia“, die die Kulturstiftung der Länder zu wissenschaftlich fundierten Einzelbetrachtungen ausgewählter Erwerbungsförderungen in mittlerweile über 400 Bänden heraus­gegeben hat.

Jennifer Scheibel (JS) ist Mitarbeiterin der Kommunikationsabteilung der Kulturstiftung der Länder.

 

Die Kunsthistorikerin und Restauratorin Katja von Baum erläutert in dem TV-Beitrag „Röntgenstrahlen in der Kunst“ bei 3sat Forschungsergebnisse von Restaurierungen.

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