Rachel Ruysch (1664–1750) war eine der wenigen Künstlerinnen, die als hochspezialisierte Malerin von Blumenstilleben in den Niederlanden und darüber hinaus in der männerdominierten Kunstwelt große Erfolge feiern konnte. In der Alten Pinakothek in München ist nun die international erste umfassende Schau ihrer Werke zu sehen. Die Kulturstiftung der Länder fördert die Ausstellung mit 81.560 Euro.
Rachel Ruysch wurde es als Tochter des Amsterdamer Anatomen und Botanikers Frederik Ruysch (1638–1731) ermöglicht, ab dem 15. Lebensjahr eine Ausbildung als Malerin zu absolvieren – was für die damalige Zeit ungewöhnlich war. Inspiration für ihre Werke fand sie u. a. im Botanischen Garten in Amsterdam, dem ihr Vater als Direktor vorstand. In ihren opulenten und mit größter Detailgenauigkeit ausgeführten Blumenstillleben, die einen großen Teil ihres Werkes ausmachen, verbindet die Malerin Pflanzen, Früchte und Tiere aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt. Rachel Ruysch wurde ab 1708 zur Hofmalerin für Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz (1658–1716) in Düsseldorf ernannt. Ihre Werke standen bei den Sammlern ihrer Zeit hoch im Kurs und erzielten Höchstsummen. Sie war außerdem das erste weibliche Mitglied der Künstlerbruderschaft Confrerie Pictura, in die auch ihr Ehemann, der Porträtmaler Juriaen Pool (1666–1745), aufgenommen wurde.
Mit 57 Werken aus allen Schaffensphasen wird die rund siebzigjährige Karriere von Rachel Ruysch gewürdigt, weitere Gemälde ihrer Zeitgenossen, rund 600 zoologische und botanische Präparate sowie historische optische Instrumente geben Einblick in ihr künstlerisches und wissenschaftliches Umfeld.
Die Sammlung der Pinakothek zählt in ihrem Bestand vier Gemälde von Rachel Ruysch, drei davon stammen aus der Sammlung von Kurfürst Johann Wilhelm. Ruyschs Kunst war zu Lebzeiten insbesondere in Deutschland sehr gefragt – hier befinden sich auch heute noch die meisten ihrer Werke. Dennoch war ihr Œuvre bisher wenig erforscht. Der Münchener Ausstellung, auf die anschließend Stationen in den USA – im Toledo Museum of Art in Ohio und im Museum of Fine Arts in Boston – folgen werden, ging ein großangelegtes internationales Forschungsprojekt voraus. Die Ausstellung thematisiert auch die Beziehung ihrer Kunst zu den naturwissenschaftlichen Fragestellungen und Entwicklungen ihrer Zeit. So konnte sich Rachel Ruysch u. a. auf die berühmte Sammlung von Pflanzen- und Tierpräparaten ihres Vaters stützen, was ihr erlaubte, ihre Sujets nach der Natur abzubilden. Erstmals präsentiert werden auch die Stillleben von Rachel Ruyschs Schwester Anna, die ebenfalls eine talentierte Malerin war, allerdings keine entsprechende Karriere aufbauen konnte. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Sophie Prinzessin von Bayern.
Weitere Förderer: Herbert Schuchardt-Stiftung, Max Kohler Stiftung, Ernst von Siemens Kunststiftung, Hele Avus Stiftung, Die Niederlande, Pinakotheksverein, Albertine Schumacher, Schoof’sche Stiftung, Talbot Runhof
Rachel Ruysch. Nature into Art
26. November 2024 – 16. März 2025
Alte Pinakothek
Barer Str. 27, 80333 München
Öffnungszeiten: Dienstag und Mittwoch 10–20 Uhr, Donnerstag – Sonntag 10–18 Uhr
https://www.pinakothek.de/de/alte-pinakothek