Deutsche Exilkunst im Deutschen Historischen Museum
„Cain or Hitler in Hell ist ein dezidiert politisches Bild aus der Exilzeit von Grosz in Amerika. Durch seinen Inhalt hat es eine besondere historische Funktion und zeigt außerdem, wie Grosz seine kritische Formsprache in der Emigration weiterentwickelt. Uns war es ein Anliegen, dem Wunsch der Familie Grosz nachzukommen und dazu beizutragen, dass das Bild dauerhaft in Berlin gezeigt werden kann, die Stadt, in der George Grosz geboren wurde und auch starb. Das Werk ergänzt die Sammlung des Deutschen Historischen Museums um ein wichtiges Zeugnis der Exilkunst. Mir ist wichtig, dass gerade auch junge Menschen dort Zugang zu dem Gemälde haben und sich mit der kritischen Perspektive des Künstlers auf den Nationalsozialismus auseinandersetzen können“, so Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.
Das zwischen 1942-45 gemalte und eigenhändig auf 1944 datierte großformatige Ölgemälde von George Grosz befand sich seit seiner Entstehung im Besitz der Familie Grosz. Mit seinem Werk wollte Grosz ein Dokument der damaligen Zeit als Mahnung für künftige Generationen schaffen. Das Bild zeigt einen hockenden Mann, der sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn tupft. Neben ihm liegt ein Leichnam, zu seinen Füßen sind unzählige Skelette abgebildet. Im Hintergrund ist eine brennende und zerstörte Stadtlandschaft zu erkennen. Nach Grosz selbst zeigt das Bild ein „Hitlerähnliches Ungeheuer“ in einer der Hölle entlehnten Umgebung. Der Leichnam neben der Figur symbolisiert den erschlagenen Abel, der – laut Grosz – für die ermordete Menschlichkeit steht. Mit seinem Werk vergleicht der Künstler also Hitler mit Kain, nach der biblischen Erzählung der erste Sohn Adam und Evas und zugleich erste Mörder der Menschheitsgeschichte.
George Grosz zählt als Maler, Grafiker und Karikaturist zu den wichtigsten politischen Künstlern der Weimarer Republik. Mit beißender Gesellschaftssatire hatte er in seinen Werken politisch Stellung bezogen. 1932 führte ihn ein Lehrauftrag erstmals nach New York, nur ein halbes Jahr später – im Januar 1933 – emigrierte er in die USA. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurden sein Atelier in Deutschland gestürmt und viele seiner Werke zerstört. Im März 1933 wurde Grosz ausgebürgert. Seine Werke galten fortan als „entartete“ Kunst und wurden aus den öffentlichen Sammlungen entfernt, ein Großteil vernichtet. Zwischen 1938 und 1945 ist in Amerika eine Reihe von Bildern entstanden, in denen er sich mit den grausamen Geschehnissen in Deutschland und Europa auseinandergesetzt hat.
Weiterer Förderer dieser Erwerbung: Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien