Frühe Kommoden von Roentgen
Das Roentgen-Museum Neuwied besitzt eine umfangreiche Kollektion von den in Neuwied geschaffenen Luxusmöbeln der Kunstschreiner Abraham und David Roentgen, den wohl berühmtesten Ebenisten ihrer Zeit auf europäischem Boden. Abraham Roentgen war um 1750 in die Stadt eingewandert, sein Sohn David führte das Geschäft bis 1795 weiter. Neben wertvollen Schreibschränken, Verwandlungs- und Salontischen stellte die Roentgen-Werkstatt beispielsweise Schatullen, Kommoden und Sitzmöbel her. Ebenso berühmt wurden ihre Standuhren, deren Uhrwerke von dem auch in Neuwied ansässigen Peter Kinzing stammten.
Das Roentgen-Museum Neuwied konnte nun zwei kostbare frühe Kommoden aus der Zeit und der Werkstatt Abraham Roentgens mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Kulturstiftung der Sparkasse Neuwied, des Sparkassen- und Giroverbands Rheinland-Pfalz und der Abraham und David Roentgen Stiftung Neuwied mit Förderkreis erwerben. Diese Möbelstücke, die zu den Zeugnissen einer ersten, begrenzten „Serien-Produktion“ der Roentgen-Werkstatt gehören, beeindrucken mit ihren prachtvollen Einlegearbeiten (Marketerie) und ebensolchen Beschlägen. Ausladend bauchig, überziehen illusionistische Intarsien im Rautenmuster aus Rosen- und Veilchenholz die Front der wertvollen Rokoko-Möbel, die Beschläge ließ sich Abraham Roentgen aus London liefern. Die Möbel stammen aus einer Reihe von Kommoden, die Abraham Roentgen u. a. auch an den Trierer Erzbischof (ein erster Großkunde der Roentgens) und den Kurfürsten Johann Philipp von Walderdorff lieferte. Diese frühen Exemplare der Neuwieder Möbelkunst machten die Roentgen-Manufaktur überregional bekannt.
Die Luxusmöbel mit ihrer damals hochmodernen Formgebung fanden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts rasanten Absatz und begeisterten auch zahlreiche prominente Kunden über alle Landesgrenzen hinweg: ob die russische Zarin Katharina die Große (die ein Vermögen für Hunderte von Roentgen-Möbeln ausgab), der französische König Ludwig XVI. oder Friedrich Wilhelm II. von Preußen – sie alle ließen sich von den Roentgens mit prachtvollen Musikuhren, kostbaren Schatullen oder technisch raffinierten Verwandlungstischen beliefern. Das Neuwieder Museum dokumentiert die äußerst umtriebige Werkstattgeschichte der Roentgen-Familie, die ihre Manufaktur nach dem Umzug nach Neuwied von einem kleinen Betrieb zu einer großen Firma von europäischem Rang umgestaltete.