Szajna war als polnischer Widerstandskämpfer in den Konzentrationslagern Auschwitz und Buchenwald inhaftiert. Die „Reminiszenzen“ gelten heute als eines der Hauptwerke seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 273.000 Euro.
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Mit der Installation ‚Reminiszenzen‘ von Prof. Dr. Jószef Szajna stellt die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora seit Jahren eines der bedeutendsten Werke der Auseinandersetzung eines Künstlers mit den NS-Verbrechen in Deutschland aus. Es ergänzt hier zwei weitere seiner Werke, die er als Häftling im Konzentrationslager Buchenwald geschaffen hat und die sich in der Sammlung der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora befinden. Ich freue mich, dass die Kulturstiftung der Länder die Erwerbung unterstützen konnte.“
Jószef Szajna fertigte das sogenannte „Environment“ (Installation) 1969 in Krakau. Mit der Installation nimmt er Bezug auf die Verhaftung und Ermordung von 169 Professoren und Absolventen der Kunstakademie Krakau im Jahr 1942. 1970 wurde „Reminiszenzen“ auf der Biennale in Venedig gezeigt und von der Sammlerin Gertrud Johnssen erworben. Seit 1998 ist die Installation als Leihgabe im Kunstmuseum der Gedenkstätte ausgestellt, Szajna hatte das Environment dort noch mit eigener Hand eingerichtet. Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora erwirbt das Werk nun von den Erben der mittlerweile verstorbenen Sammlerin Gertrud Johnssen.
Während der Ruhrfestspiele 1972 wurde die Installation Szajnas erstmals in Deutschland gezeigt. Zu der Zeit hatte die gesellschaftliche Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus gerade erst begonnen (Frankfurter Auschwitzprozesse 1963-65) und so stieß Szajnas Werk noch auf Widerstand in der Gesellschaft. Seine Arbeit wurde nicht dauerhaft ausgestellt und gelangte schließlich in das Depot des Kunstmuseums Bochum. Die Erinnerungsarbeit der BRD tat sich schwer mit Szajnas Arbeiten, in der DDR wurde nicht eines seiner Werke ausgestellt. Nachdem 1995 das Schauspiel Frankfurt am Main die Installation „Reminiszenzen“ für wenige Wochen ausgestellt hatte, fand sich kein großes deutsches Kunstmuseum für die Übernahme des Werkes. 1998 kam die Installation nach Weimar, nach einem Wandel im Verständnis von Erinnerungskultur der Bundesrepublik Deutschland gilt die Installation heute als eines der wichtigsten Werke in der Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus in Deutschland.
Józef Szajna wurde 1922 im polnischen Rzeszów geboren. Mit 17 Jahren schloss er sich dem Widerstand gegen die NS-Besatzer an, wurde daraufhin 1940 verhaftet und im KZ Auschwitz inhaftiert. Nach einem Fluchtversuch wurde er 1943 zum Tode verurteilt. Er überlebte die Strafkompagnie und wurde 1944 ins KZ Buchenwald überstellt, später in das Buchenwalder Außenlager Schönebeck bei Magdeburg. Szajna fertigte in Buchenwald heimlich erste künstlerische Werke an, zwei davon sind seit 1990 im Besitz der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora. Szajna kehrte 1947 in seine Heimat Polen zurück, studierte dort an der Kunstakademie Krakau Grafik und Bühnenbild. Er arbeitete als Bühnenbilder, später auch als Theaterdirektor und Regisseur.
In seinen Inszenierungen Ende der 50er Jahre verband er plastische Arbeiten und Theater miteinander – er erfand die Performance – und erregte damit international Aufsehen. 1972 erhielt er schließlich ein eigenes Theater und wurde Professor an der Kunstakademie Krakau. In seiner Geburtsstadt Rzeszów ist ihm ein eigenes Museum gewidmet. Heute gilt er als einer der Gründerväter des performativen Theaters (Autorentheaters).
Weitere Förderer: Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Ernst von Siemens Kunststiftung, Freistaat Thüringen