Brutal modern. Bauen und Leben in den 60ern und 70ern
Zwischen 1960 und 1979 etablierte sich in der jungen Bundesrepublik das Bild einer weltoffenen Gesellschaft, die auch im Bereich der Architektur vor neuen Herausforderungen stand. Monumentale Gebäude des Brutalismus und sozialistische Bauten modernisierten das Stadtbild. Seither schwanken die Meinungen der Bevölkerung zwischen Ablehnung und Begeisterung, zwischen „nüchtern, sachlich“ und „kalt, seelenlos“. Reduziert designte Punkthochhäuser und radikale Konstruktionen aus Sichtbeton polarisieren mit ihrer Erscheinung noch heute. Prominente Beispiele sind das Märkische Viertel und die Gropiusstadt in Berlin oder der Braunschweiger Hauptbahnhof, den der Spiegel 2015 auf die Bestenliste „Abrisswürdige Bausünden: Architektonische Scheußlichkeit“ setzte.
„Brutal modern“ präsentiert 20 Gebäude von berühmten Architekten wie Alvar Aalto oder Hans Scharoun. Pläne, Fotos von Bauten aus der Region Braunschweig-Wolfsburg-Salzgitter und vier originalgetreu rekonstruierte Wohnräume offenbaren nicht nur die verwendeten Baumaterialien, sondern veranschaulichen auch die gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen der Nachkriegs-Moderne. Dabei kreist der angesteuerte öffentliche Diskurs um Fragestellungen zur Erhaltung, Umnutzung oder Abriss, Wertschätzung und Denkmalwert und erwartet ein Urteil: Abrisswürdige Bausünde, seelenloses Betonmonster oder architektonische Perle? Vielleicht auch ein Stück erhaltenswürdiger bundesrepublikanischer Identität?
Förderer dieser Ausstellung: Kulturstiftung der Länder, Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Die Braunschweigische Stiftung, Braunschweigische Sparkassenstiftung und Niedersächsische Sparkassenstiftung