Eine monumentale Vase aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. ist am Badischen Landesmuseum erfolgreich konserviert und am 8. September 2023 im Schloss Karlsruhe der Öffentlichkeit neu vorgestellt worden: Die sogenannte Maler‘sche Unterweltsvase war eine Grabbeigabe. Ihre Konservierung dauerte ein Dreivierteljahr und sichert nun den dauerhaften Erhalt. Die Kulturstiftung der Länder förderte die Maßnahme mit 51.500 Euro.
Dazu Prof. Dr. Frank Druffner, stellvertretender Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Eine der satzungsgemäßen Aufgaben der Kulturstiftung der Länder ist die Restaurierungsförderung. Durch sie kann Kulturgut von gesamtstaatlicher Bedeutung erhalten und der Öffentlichkeit neu präsentiert werden. Die an der Restaurierung der Karlsruher Unterweltsvase beteiligten Expert*innen haben mit modernster Technik ältere Eingriffe dokumentiert, Schäden kartiert und das Werk zukunftssicher stabilisiert. Die Vase, die seit 1846 ausgestellt war, veranschaulicht nun auch künftigen Museumsbesuchen die antike Kunstproduktion, den Bilderkosmos der hellenischen Welt und ihre faszinierende Objektgeschichte.“
Die antike Vase stammt aus dem italienischen Ort Ruvo in Apulien und ist um 350/340 v. Chr. gemeinsam von einem erstklassigen Töpfer und einem virtuosen Vasenmaler geschaffen worden. Sie gilt als ein Glanzstück antiker Kunst- und Kulturgeschichte. Auf der Vorderseite entfaltet sich ein vielfiguriges Panorama der griechischen Unterwelt. Deren göttliche Beherrscher Hades und Persephone thronen in ihrem Palast, lauschen dem betörenden Leierspiel des Sängers Orpheus und beobachten, wie mythische Heroen für ihre irdischen Taten büßen müssen. Das mit 1,23 Meter ungewöhnlich große Gefäß, seinem ursprünglichen Zweck nach zum Mischen von Wein mit Wasser gedacht, diente als Grabmonument bzw. Grabbeigabe und demonstrierte während der Bestattungszeremonie das hohe Prestige des Verstorbenen und seiner Familie. Wegen ihrer Form und Thematik erhielt die Vase den Namen „Unterweltsvase“.
Neben ihrer kunsthistorischen Relevanz besitzt die Prachtvase einen besonderen Wert für die Sammlungsgeschichte des Badischen Landesmuseums. Sie ist eines der ersten Objekte, das im 19. Jahrhundert für die staatliche Antikenkollektion von Großherzog Leopold von Baden erworben wurde. Friedrich Maler (1799–1875), der Kunstagent Großherzog Leopolds, kaufte die Vase in Neapel und präsentierte sie erstmals öffentlich in der Antikensammlung der 1846 eröffneten Kunsthalle. Somit blickt das Gefäß auf eine mehr als 175-jährige Ausstellungsgeschichte in den staatlichen Museen Karlsruhes zurück.
Die Konservierung wurde notwendig, weil die in früheren Restaurierungen verwendeten Materialien überaltert und versprödet waren. Die Stabilität des Gefäßes galt als gefährdet. Es bestand deshalb dringender Handlungsbedarf, um das bedeutende Objekt in seinem Bestand zu sichern. Das gesamte Projekt wurde in enger Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) durchgeführt. Bei den Arbeiten wurden innovative Techniken wie ein 3D-Scan eingesetzt, aus dem ein digitales Modell erstellt wurde. Dieses wurde zur Basis der Stabilisierung des Objekts. Die Kulturstiftung der Länder förderte die Konservierung im Rahmen ihrer Förderlinie für Restaurierungen.