Ausstellungseröffnung „Die Tochter des Papstes: Margarethe von Savoyen“ im Archivio di Stato di Torino
Die deutsche Übersetzung des Grußwortes:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Werte Kolleginnen und Kollegen,
wenn ich Ihre Ausstellung in einem Klappentext bewerben müsste, würde ich es folgendermaßen machen:
Margarethe von Savoyen ist die Königin von Neapel und Sizilien und Teil des europäischen Spiels aus Netzwerken und machtpolitischen Strategien. Sie ist gebildet, schön und bekannt für ihr ausschweifendes Partyleben. Sie ist in vier Sprachen zuhause und die begehrteste Frau in Europa. Sie zu heiraten ist dem ersten Mann im Reich, dem römisch-deutschen König wohl zu heikel, denn Margarethe, die später dreimal verheiratet sein wird, ist auch: Die Tochter des letzten historischen Gegenpapstes.
Eine Geschichte, die einer Blockbuster-Serie würdig wäre und wenn der Titel „Game of Thrones“ nicht schon existierte, hier würde er passen. Erst recht, wenn man den historischen Kontext des 100-jährigen Krieges und die Ränkespiele des Konzils von Basel einwebt. Ein Konzil, das zur Überwindung des Abendländischen Schismas führen sollte, in deren Verlauf aber mit der Ernennung von Margarethes Vaters zum Gegenpapst eine neue Kirchenspaltung droht.
Aber auch der Hintergrund der Entstehung der Schau „Die Tochter des Papstes: Margarethe von Savoyen“ ist ein großartiger Plot, für den ich mich begeistern kann: Drei renommierte Einrichtungen aus Italien, der Schweiz und Deutschland graben ebendiese gemeinsame Geschichte aus ihren Beständen aus und erzählen sie in drei Ausstellungen an drei Lebensstationen der Margarethe von Savoyen anhand historischer Quellen und Exponate, nicht nur aus ihren eigenen Beständen. Ergänzt werden diese Schauen durch Angebote im Internet: eine digitale Präsentation, ein online-Rundgang durch die Ausstellung, eine geführte Videotour, zwei Webapps, Musikangebote aus der Zeit des 15. Jahrhunderts online und auf CD. Hinzu kommen ein wissenschaftliches Begleitprogramm und ein wissenschaftlicher Begleitband. Das alles jeweils in drei Sprachen. Fantastisch!
In Deutschland statten die 16 Länder ihre Kulturstiftung der Länder mit Mitteln aus, damit wir kunst- und kulturhistorische Ausstellungen mit regionaler Verankerung bei zugleich internationaler Bedeutung fördern. Fördervoraussetzung ist dabei, dass diese von den eigenen Beständen ausgeht und mit einer wissenschaftlichen Erarbeitung durch die ausstellende Einrichtung einhergeht.
All´ das ist bei diesem trinationalen Ausstellungsprojekt auf´s Vorbildlichste gegeben, weshalb ich mich freue, dass wir durch unsere Förderung am Zustandekommen mitwirken konnten. Nicht nur der eingangs skizzierte Inhalt ist ein Publikumsmagnet. Auch das multimediale Begleitangebot ermöglicht es einem europäischen Publikum, sich mit dieser gemeinsamen europäischen Geschichte des Kulturaustausches, des Frauseins oder der Mobilität im späten Mittelalter in Europa auseinanderzusetzen. Dieses Angebot ist gerade in einer Zeit, in der wir – auch aber nicht nur coronabedingt – über die Bedeutung digitaler Präsenz von Kultureinrichtungen im Internet diskutieren, wirklich bemerkenswert!
Ich gratuliere Ihnen, dem Landesarchiv Baden-Württemberg, dem Chateau de Morges et Musées, dem Archivio di Stato di Torino und ihren Partnern zu diesem wunderbaren Ausstellungsprojekt und wünsche Ihnen in Turin das begeisterte Publikum, das dieser Ausstellung und diesem Thema gerecht wird.