Brücke und Blauer Reiter

Die beiden Künstlergruppen Brücke und Blauer Reiter dominierten die Epoche der Klassischen Moderne in den Jahren 1905 bis 1914. Heute stehen sie gleichbedeutend für den Expressionismus in Deutschland. In der Schau werden Gemälde und Papierarbeiten der zentralen Künstlerinnen und Künstler beider Gruppen gezeigt: Für die Brücke Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein, Erich Heckel, Emil Nolde, Fritz Bleyl und Otto Mueller, für den Blauen Reiter Gabriele Münter, Marianne von Werefkin, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky, Franz Marc, August Macke und Paul Klee. Ergänzt werden die Sammlungsbestände der drei Museen um ausgewählte nationale und internationale Leihgaben aus privaten und öffentlichen Sammlungen.

Ziel der Ausstellung ist es, entlang der Hauptwerke beider Künstlergruppen einen neuen Blick auf das Neben- und Miteinander der Gruppen und ihrer Bedeutung zu werfen. Vor 25 Jahren fand die letzte größere Ausstellung zu beiden Künstlergruppen statt. Seitdem konnten dank verschiedener Forschungsprojekte neue Erkenntnisse gewonnen werden. Die Ausstellungen in Wuppertal, Chemnitz und Bernried stellen diese neuen Erkenntnisse und somit ein komplexeres Bild der Epoche des Expressionismus vor.

Die Stadt Chemnitz als authentischer Ort und Keimzelle des Expressionismus ist für diese Ausstellung von besonderer Bedeutung. Die Brücke-Gründer Schmidt-Rottluff, Kirchner und Heckel wurden hier geboren oder sind in der Stadt aufgewachsen. Die Kunstsammlungen Chemnitz beherbergen vor allem durch die Initiative des Gründungsdirektors Friedrich Schreiber-Weigand und seiner frühen Förderung zeitgenössischer Kunst eine historisch gewachsene kommunale Expressionismus-Sammlung, deren Bestand im Nationalsozialismus stark dezimiert wurde. Die Stiftung von Dr. Alfred Gunzenhauser, die seit 2007 in Chemnitz in einem eigenen Museum gezeigt wird, vereint wichtige Werke der Künstlerinnen und Künstler des Blauen Reiters. Erstmals wird diese Sammlung mit den Arbeiten der Brücke-Künstler in den Kunstsammlungen am Theaterplatz in den Dialog gestellt.

Die Künstlergruppe Brücke wurde 1905 in Dresden von Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff gegründet. Sie war geprägt von einer starken, formalen Geschlossenheit, anders als der Blaue Reiter, der sich 1911 in München zusammengeschlossen hatte. Auch wenn die beiden Gruppen sehr unterschiedlich organisiert waren und in weit entfernten Kunstszenen agierten, begegneten sich die Künstlerinnen und Künstler beider Gruppen doch immer wieder. Sie nahmen an denselben Ausstellungen teil, standen in persönlichem und brieflichem Austausch, pflegten Kontakte zu denselben Galeristen oder Schriftstellerinnen und Schriftstellern.

In der Ausstellung Brücke und Blauer Reiter werden die wichtigsten Künstlerinnen und Künstler nun entlang ihrer Werke in einen Dialog gebracht. Die Gruppen pflegten zum Teil sehr unterschiedliche Positionen, die auch zu Konflikten zwischen den Formationen führten. Beispielhaft dafür steht die Debatte zwischen Franz Marc und Wassily Kandinsky über die Kunst der Brücke. Während letzterer sie als „impressionistisch“ ablehnte, war sie für Marc der neue „Realismus“.

Weitere Förderer (Chemnitz): BMW Niederlassung Chemnitz, Chemnitz Kulturhauptstadt Europas 2025