Die Hinterglasgemälde stammen aus vier Jahrhunderten und werden vom 8. Oktober 2022 bis zum 15. Januar 2023 in der Ausstellung „Vorsicht, zerbrechlich!“ im Schaezlerpalais gezeigt. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 300.000 Euro.
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Die Vielfältigkeit der Werke und der Umfang der Sammlung Steiner sind europaweit einmalig. Die Sammlung umfasst Beispiele aus allen deutschen Produktionslandschaften der Hinterglasmalerei. Mit unserer Förderung unterstützen wir den Ankauf von 153 besonders wertvollen Objekten, von denen viele in den Kunstsammlungen und Museen Augsburg bereits ausgestellt und katalogisiert wurden oder in Augsburg – das im 18. Jahrhundert zu den bedeutendsten Produktionsstätten für Hinterglasmalerei zählte – entstanden sind.“
Über mehrere Jahrzehnte haben Gisela und Wolfgang Steiner die bedeutendste europäische Privatsammlung an Hinterglasgemälden zusammengetragen. Ihre Sammlung umfasst insgesamt über 700 Werke, die in München und am Mondsee aufbewahrt werden. Die nun erworbenen 153 Hinterglasbilder sind aufgrund ihrer Produktionsorte, Qualität und technischen Raffinesse von besonderer nationaler Bedeutung. Sie umfassen Werke von der Renaissance bis zum frühen 19. Jahrhundert aus Deutschland, sowie einige aus Österreich, Italien, Böhmen, Schweiz, Flandern, den Niederlanden und China.
Das Ehepaar Steiner erwarb die Objekte der Sammlung überwiegend aus dem Handel und über Auktionen. Mit dem Ankauf durch die Augsburger Kunstsammlungen sollen auch weiter zurückreichende Herkunftsketten erschlossen werden. Wolfgang Steiner initiierte selbst zahlreiche Symposien zur Hinterglasmalerei. Auch wurde eine große Zahl der Steiner’schen Hinterglasbilder bereits in umfangreichen Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert und in Publikationen vorgestellt. In Deutschland ist es wesentlich Wolfgang Steiner zu verdanken, dass Hinterglasmalerei in Ausstellungen zu sehen und Gegenstand von Fachtagungen und internationalen Konferenzen war.
Bei der Hinterglasmalerei wird der übliche Malprozess umgekehrt: Während beispielsweise bei Ölmalerei oder beim Freskieren von einer Grundierung ausgehend verschiedene Schichten nach und nach aufgetragen werden, wird bei der Hinterglasmalerei das Farbmaterial in Schichten auf der Rückseite einer Glasplatte aufgetragen. Die zuerst aufgetragene Farbe zeigt sich schließlich im Vordergrund und steht nicht als Grundierung im Hintergrund wie bei der Ölmalerei. Dadurch ergeben sich bei der Hinterglasmalerei besondere Tiefeneffekte und Farbwirkungen. Augsburg war im 18. Jahrhundert nicht nur für seine Goldschmiedekunst und Grafikproduktion bekannt – in der Stadt fertigten Glasmaler Werke von höchster Qualität, die weit über die Region Augsburg hinaus bekannt waren und gesammelt wurden.
Mit den erworbenen Hinterglasgemälden gehen auch durch Steiner zusammengetragene grafische und malerische Vorlagen der einzelnen Werke in den Besitz der Kunstsammlungen und Museen der Stadt Augsburg über. Das dokumentarische und kunsthistorische Material ermöglicht künftig die Gegenüberstellung von Vorlagen und den späteren Hinterglasbildern. Langfristig soll ein Teil der Sammlung Steiner in Augsburg ausgestellt sein und der andere Teil für den Leihverkehr zur Verfügung stehen.
Weitere Förderer: Ernst von Siemens Kunststiftung, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Freistaat Bayern, Stadt Augsburg, ein privater Sponsor