Kulturelle Bildung – Quo vadis?

Was prägt uns in der Schule? Mathematikformeln und Grammatikregeln? Manch erworbenes Wissen verblasst über die Zeit. Doch das Lampenfieber vor dem Auftritt im Schultheater, der tosende Applaus nach dem Schlussvorhang oder das Glücksgefühl, wenn die eigene Stimme im Chor der Mitschüler zu einem begeisternden Musikerlebnis anwächst – das sind Erinnerungen an künstlerische Erfahrungen, die uns lange begleiten. Wie wichtig kulturelle Aktivitäten in und außerhalb der Schule für die Persönlichkeitsentwicklung sind, haben Stiftungen, Kulturinstitutionen und Schulen erkannt: In den letzten Jahren wurden große Programme für mehr kulturelle Bildung aufgelegt.
Der Kongress der Bildungsinitiative der Kulturstiftung der Länder fragt in diesem Jahr: Haben angesichts der erfolgreichen Programme wirklich alle Kinder und Jugendlichen die Chance, mit Kunst und Kultur in Berührung zu kommen? Was bremst und was hilft? Wie tragfähig sind die etablierten Strukturen? Von ihren Erfahrungen berichten Programme wie „Kreativpotentiale“ der Stiftung Mercator und „Kunst und Spiele“ der Robert Bosch Stiftung. Bestimmt nicht nach wie vor zu stark die soziale Herkunft, wie viel künstlerische Erfahrung ein Kind machen kann? In acht interaktiven Gesprächsforen beleuchten die Teilnehmer u. a., welche Kultureinrichtungen und Bildungsstrukturen sich profiliert haben. Ein Forum untersucht, wie kulturelle Bildung besser in den ländlichen Raum kommt. Die Leitfrage des Kongresses „Gleiche Chancen, gerechte Chancen?“ wird im Forum „Chancengeberin Schule“ erörtert: Die Freiburger Schulprojektwerkstatt untersucht, ob in der Schule wirklich alle gleich sind. Oder sind Mädchen im Vorteil?, fragt das Forum „Geschlecht als Chance“. Das Bundesprogramm „Kultur macht stark“ wiederum wird demonstrieren, wie Bündnisse für gerechte Chancen in der kulturellen Bildung sorgen können.
Die zweitägige Zusammenkunft im Theater Freiburg und im Augustinermuseum erwartet rund 450 Akteure der kulturellen Bildung aus ganz Deutschland – Pädagogen, Kulturpolitiker, Wissenschaftler, Künstler und Leiter von Kultureinrichtungen. Es diskutieren u. a. Baden-Württembergs Kunst-staatssekretär Jürgen Walter, der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb Thomas Krüger und Migrationsforscher Dr. Mark Terkessidis, der in seinem Eröffnungsvortrag mehr „Barrierefreiheit“ im deutschen Kunstbetrieb fordert und kollaborative Ansätze als Königsweg empfiehlt. Den Kongress begleiten 222 Sänger – Laien und Profis –, die gemeinsam in der von der Kulturstiftung des Bundes geförderten beißenden Opern-Groteske „Die gute Stadt“ humorvoll das Leben der „guten“ Stadtbevölkerung beleuchten. Und in der Tanzstunde des Freiburger Choreographen Graham Smith schlüpfen die Kongressteilnehmer in die Rolle der Schüler: So erleben sie kulturelle Bildung einmal von der anderen Seite.
Kooperationspartner des Kongresses sind das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Robert Bosch Stiftung und das Theater Freiburg. Freundlich unterstützt wird die Konferenz vom Kulturamt Freiburg und dem Augustinermuseum, Städtische Museen Freiburg.