Sammeln, Zuschreiben, Weitergeben
Durch die Washingtoner Erklärung, aber auch durch den „Fall Gurlitt“ ist die Provenienzforschung und mir ihr auch die Frage nach den Werkverzeichnissen wieder aktueller geworden. Welche Werke welchem Künstler und welchem Besitzer zuzuordnen sind, beschäftigt seitdem die Forschung mehr denn je. Die Frage nach dem „Original“ hat durchaus Konjunktur. Eine webbasierte Erstellung eines Werkkorpus ist zudem in der Lage, Werkverzeichnisse elektronisch zu erstellen, was den internationalen Austausch der Ergebnisse befördert.
Zudem hat es innerhalb der Kunstgeschichte in den letzten Jahren ein neue Zuwendung hin zur Objekt- und Materialforschung gegeben, die ebenfalls eine wissenschaftliche Grundlage zur Erarbeitung von Werkverzeichnissen befördert. Hier wäre die Frage, ob es gelingen kann, ein Standard zu erarbeiten und inwieweit heute neben der oberflächlichen Analyse auch Techniken zum Einsatz kommen sollten, die auch tiefer liegende Schichten des Werkes visualisieren können. Darüber hinaus ist untersuchenswert, inwieweit diese materialtechnischen Analysen wiederum für geisteswissenschaftliche Erkenntnisse, die über die reine Zuschreibung hinaus gehen, nutzbar gemacht werden können.
Das Symposium möchte danach fragen, welche Standards künftig bei der Erstellung von Werkverzeichnissen gelten sollen, welche kunsthistorischen oder auch juristischen Fragen (Provenienzen, Eigentümerrechte, Bildrechte etc.) dabei eine Rolle spielen und wie die Forschung zu Werkverzeichnissen die Geisteswissenschaften insgesamt beeinflusst.
Die internationale Fachtagung des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs Greifswald wird gefördert von der Wolfgang Ratjen Stiftung, Vaduz, von der Kulturstiftung der Länder, Berlin, von der ARIS Title Insurance Corporation und von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach–Stiftung, Essen.