Restitution und Rückkauf des Gemäldes „Bild mit Tieren“ von Heinrich Campendonk
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Mit dieser Förderung bleibt dem Leopold-Hoesch-Museum nicht nur ein zentrales Kunstwerk seiner Sammlungsgeschichte und ein schwerlich zu ersetzender Baustein in seiner Sammlung des deutschen Expressionismus erhalten. Das Werk wird künftig auch für einen verantwortungsbewussten Umgang mit verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut stehen.“
In den 1950er und 1960er Jahren hatte der damalige Leiter Heinrich Appel im Leopold-Hoesch-Museum eine umfangreiche Sammlung der Klassischen Moderne mit Schwerpunkt auf dem deutschen Expressionismus aufgebaut. Campendonks „Bild mit Tieren“ war einer der ersten herausragenden Zugänge für den heutigen Sammlungsschwerpunkt, neben dem das Museum nur ein weiteres Werk des Künstlers besitzt. Das „Bild mit Tieren“ war in der Vergangenheit immer wieder von anderen Museen als Leihgabe angefragt worden.
1917 hatte der deutsch-niederländische Maler Heinrich Campendonk das Gemälde „Bild mit Tieren (vormals: Tiere)“ gemalt. Er zählt zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Expressionismus und des Blauen Reiter. Das Werk zeigt ein häufig verwendetes Motiv des Künstlers – Tiere in einer traumähnlichen Landschaft. Einzigartig für Campendonk ist jedoch die fast pantheistische Naturdarstellung des Gemäldes. Auf der Vorderseite ist das Werk in der unteren rechten Bildecke signiert mit „C17“. „C“ gibt den Namen des Künstlers und die Zahl das Entstehungsjahr 1917 an.
Das Gemälde stammt aus der Kunstsammlung des jüdischen Mäzens Alfred Hess. Hess besaß seinerzeit eine der größten Sammlungen deutscher expressionistischer Kunst mit Werken von unter anderem Franz Marc, August Macke, Emil Nolde, Lyonel Feininger, Karl Schmidt-Rottluff, und Paul Klee. Nach seinem Tod 1931 ging die Sammlung in den Besitz seines Sohnes Hans Hess (1907-1975) über. Zwei Jahre später verlor Hans Hess seine Anstellung im Ullstein-Verlag Berlin und emigrierte zunächst nach Paris, dann nach London. Die Verwaltung der Werke übernahm seine Mutter Thekla Hess (1884–1968). Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten brachte sie den Großteil der Sammlung in die Schweiz. Neben der Sicherung der Werke sollten dort auch Käufer für die Werke gefunden werden. Nach der Kunsthalle Basel übernahm das Kunsthaus Zürich die Sammlung, darunter auch Campendonks Werk, das bis 1937 in Zürich verblieb. Im gleichen Jahr wurden auf Thekla Hess‘ Anweisung hin die Bilder zum Verkauf und zur Sicherung des Lebensunterhalts der Familie im Exil zum Kölnischen Kunstverein gebracht.
Die Kunstwerke der Sammlung Hess gingen in die Obhut des damaligen Hängemeisters des Kölnischen Kunstvereins über. Gemeinsam mit einem Kölner Maler musste dieser sich Anfang 1950 wegen Diebstahl und Hehlerei vor einem Kölner Gericht verantworten. Dort gab er zu, Gemälde aus der Sammlung Hess gestohlen zu haben. Einige aufgefundene Bilder konnten daraufhin an die Familie Hess zurückgegeben werden, das „Bild mit Tieren“ blieb jedoch verschwunden. Der Dürener Kartonagenfabrikant und Sammler Dr. Felix Peltzer erwarb Campendonks Gemälde Anfang der 1950er Jahre in der Galerie Nebelung in Düsseldorf. Nach dessen Tod schenkte es seine Witwe Emma Peltzer-Dörrenberg 1955 dem Leopold-Hoesch-Museum. Die Provenienzforschung konnte nicht abschließend klären, wie das Gemälde in den Besitz der Galerie Nebelung gelangt war. Da es sich bei dem Werk nachweislich um verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut handelt, entschloss sich die Stadt Düren gemäß den Prinzipien der Washingtoner Erklärung von 1998 und der Gemeinsamen Erklärung der Bundesregierung, der Länder und kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz, vom 14. September 1999, das Werk an die Erbin zu restituieren und eine Lösung für dessen Verbleib in Düren zu erzielen.
Weitere Förderer dieser Erwerbung: Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Ernst von Siemens Kunststiftung, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen