Beschreibung
Kosmopolit, Mäzen und Dandy Harry Graf Kessler (1868-1937) war eine einzigartige Erscheinung in einer bewegten Epoche. Gemalt von Munch, ausgestattet von Henry van de Velde, verbunden mit Rathenau, Maillol und Hofmannsthal, ist der Sohn eines Hamburger Bankiers und einer Irin nicht nur zum Freund und Förderer vieler Maler, Dichter und Denker geworden, sondern geradezu zum Prototypen des Connaisseurs wie Grandseigneurs. Das bedeutendste Denkmal, das sich Kessler selbst hinterlassen hat, sind seine Tagebücher. Denn der Graf zählt zu den eifrigsten Chronisten seines Jahrhunderts: Als zwölfjähriger Knabe begann er im Sommer 1880 mit den täglichen Einträgen; deren letzter stammt vom 30. September 1937; am 30. November ist er gestorben. Das Bedürfnis, festzuhalten, was er sah und hörte, Menschen zu schildern und Gespräche zu notieren, war für Kessler zu einer Leidenschaft geworden. Und da der pointierte Beobachter vielfach Zeuge historischer Ereignisse war, bilden seine Aufzeichnungen eine herausragende Quelle für die politische und kulturelle Geschichte seiner Zeit.Seit den sechziger Jahren konnte das Deutsche Literaturarchiv sukzessive den literarischen Nachlaß Harry Graf Kesslers aus weitverstreutem Besitz erwerben. Mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder konnten den Marbacher Beständen drei Tagebücher aus den Jahren 1902 bis 1912 hinzugefügt werden. Damit war erstmals die Voraussetzung für eine vollständige wissenschaftliche Edition aller Tagebücher gegeben.