Beschreibung
Die Entstehungsgeschichte des Deutschen Requiems op. 45, das zu den bekanntesten Werken von Brahms gehört und ihm Anerkennung in ganz Europa eintrug, vollzog sich in mehreren Etappen: Nach der Uraufführung des Deutschen Requiems am 10. April 1868 in Bremen hat Brahms erst den 5. Satz dazukomponiert und daraufhin auch den Klavierauszug abgeschlossen.Der in Winterthur und Leipzig ansässige Verlag von Jakob Melchior Rieter-Biedermann publizierte das Werk außer in Partiturform noch in zwei verschiedenen Klavierfassungen: zunächst als zweihändigen Klaveirauszug mit über die Klavierpartie gelegten Chor- und Solostimmen, wie er zur Einstudierung des Werkes notwendig war, und kurz darauf in einer – ebenfalls vom Komponisten hergestellten – Bearbeitung für Klavier zu vier Händen, wobei hier die Gesamtheit der Chor- und Orchesterpartien auf zwei Pianisten an einem Instrument aufgeteilt war. Bei dem erworbenen Manuskript handelt es sich um die Stichvorlage des Klavierauszuges zum Deutschen Requiem, das heißt um das Exemplar, das Grundlage für den Stich und Druck dieser Fassung darstellte. Es gehörte zu Brahms´ Arbeitsstil, daß er nach seinen mehrfach überarbeiteten Autographen von Kopistenhand Stichvorlagen anfertigen ließ, die er nochmals überarbeitete. Diese nun, und nicht die Autographe, stellen die eigentlich authentische Fassung eines Werkes darDas Requiem wurde zum größten Teil von einem heute unbekannten Kopisten geschrieben. Brahms selbst sah es gründlich durch und nahm kompositorische wie redaktionelle Änderungen vor. Die Niederschrift des 5. Satzes ist dagegen vollständig autograph, das heißt, sie stammt von der Hand des Komponisten selbst. Dieser Teil entstand erst, als der Kopist seine Abschrift bereits beendet hatte. Die Stichvorlage bildet das Bindeglied zwischen Handschrift- und Druckstadium des Klavierauszuges und stellt einen wichtigen wissenschaftlichen Wert dar, gibt sie doch detailliert Aufschluß über Brahms‘ kompositorische Arbeit.