Beschreibung
Zu dem einzigartigen Möbelensemble gehören außer einer Kommode zwei Eckschränke, die sich durch die gleichen Intarsien als zusammengehörig erweisen. Beide Möbeltypen sind von französischen Möbelformen angeregt; wobei der Eckschrank ein in Deutschland eher selten gebrauchtes Möbel ist. Ungewöhnlich ist ebenso, dass der die Schubladen trennende Rahmen an der Kommode nicht sichtbar ist; auch die Marmorplatte findet man eher bei französischen als bei deutschen Kommoden. Und doch sind es typische Roentgen-Möbel. Ihre kräftig ausgewölbten, aber zart modellierten Schweifungen, die hängenden vorgewölbten Zargen und die in Mosaiktechnik ausgeführten Intarsien sind typische Merkmale dieser Manufaktur. Die flatternden Bänder mit den großen Schleifen, auch die mit Blumen zusammengebundenen Gartengeräte auf den Seiten der Kommode finden sich bei Roentgen seit etwa 1770 immer wieder. Die Blumenkränze der Gothaer Möbel hat die Manufaktur aber offenbar nur für dieses Ensemble ausgeführt, es ist bis jetzt kein weiteres Beispiel bekannt.Die Gothaer Gruppe stellt für das bekannte Schaffen der Roentgen-Manufaktur, die David 1773 von seinem Vater Abraham übernahm, eine wichtige Bereicherung dar. Als Dreiergruppe ist sie einmalig, exakte Wiederholungen gibt es nicht. Dabei handelt sich um echte Möbel des Rokoko aus den Jahren 1770-1775, noch ganz ohne klassizistischen Einfluss. Lieferungen Roentgens an den damaligen Hof von Sachsen-Gotha-Altenburg sind für diese Zeit nicht belegt, gleichwohl es bereits Kontakte gegeben haben wird.Zwischen 1796 und 1797 lebte David Roentgen in der Herrnhuter Brüdergemeine Neudietendorf im damaligen Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg, die auf Betreiben des Herzogs Friedrich III. von Sachsen-Gotha-Altenburg (reg. 1732-1772) in dem kleinen Ort nahe der Residenzstadt Gotha angesiedelt worden war. Erst jedoch unter Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (reg. 1772-1804) wurden ab 1776 mehrere Möbel vom Commerzien Rath Röntgen für die klassizistischen Räume im Westflügel des Gothaer Schlosses Friedenstein erworben.Der jüngste Ankauf des frühen Möbelensembles von David Roentgen für die Sammlungen des Schlossmuseums Gotha, der in vielfacher Hinsicht ein Glücksfall ist, konnte letztlich nur mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, des Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien, des Freistaates Thüringen sowie des Hauses Sachsen-Weimar und Eisenach gelingen.