Präsentation der Erwerbung Gregor Schneider
Der international renommierte Künstler Gregor Schneider, geboren 1969 in Rheydt, heute
Mönchengladbach-Rheydt, entwarf für das Museum Abteiberg und seine Heimatstadt das bisher größte Werk seiner künstlerischen Biografie: Eine monumentale begehbare Außenskulptur auf
der Grünfläche vor dem Museum, die als ein 14 Meter hohes schwarzes Quadrat in den Stadtraum hineingesetzt ist und einen signalartig sichtbaren neuen Eingang in das Museum Abteiberg erzeugt. Ein rund 60 Meter langer schwarzer Gang führt hinab zu einem unterirdischen Zugang und einer eigens für das Museum Abteiberg entworfenen Präsentation des Haus u r .
Das Museum als ein „schwarzes Loch“, das in einen unbekannten Raum führt:
Der Besucher wird durch eine schwarze Öffnung geführt. Diese totale Schwärze entzieht jegliches Ortsgefühl, sie bewirkt eine Erfahrung totaler Verlorenheit, in der jeder Besucher damit konfrontiert ist, die Wände eines Ganges abzutasten und sich in eine totale Dunkelheit hineinzuwagen, um schließlich einen neuen Eingang in das Museum Abteiberg zu entdecken. Auch die dahinter liegenden Ausstellungsräume sind vollkommen abgedunkelt, ihre Architektur verflüchtigt sich zu einem schwarzen unfassbaren Nichts. Derart empfindsam gemacht, betritt der Besucher eine neuartige, von Gregor Schneider entworfene Sammlungspräsentation mit originalen Räumen aus dem Haus u r.
Diese Räume aus dem weltweit bekannt gewordenen Langzeitprojekt Haus u r, das Gregor Schneider von 1985 bis 1997 in der Unterheydener Straße in Rheydt begann, sind nach ihrer Weltreise (u.a. Deutscher Pavillon der Biennale Venedig 2001, Museum of Contemporary Art
Los Angeles 2003-2004) an ihren Ursprungsort zurückgekehrt. Das Museum Abteiberg erwarb mit großer Unterstützung – durch die Kulturstiftung der Länder, das Land NRW und die Stiftung für Kunst und Wissenschaft der Stadtsparkasse Mönchengladbach – den zentralen Raum Kaffeezimmer (1988/1993) aus dem Haus u r. Zusammen mit dem bereits im Besitz des Museums befindlichen Raum Abstellkammer und weiteren Originalräumen aus rheinischem Privatbesitz bildet das Kaffeezimmer nunmehr einen eigenen, von den übrigen Museumsräumen abgetrennten Bereich. Die Räume werden in einem völlig dunklen Umfeld platziert: das schwarze Museum. Einzige Lichtquellen der von Gregor Schneider entworfenen Präsentation sind die Lampen dieser Zimmer.
Das Gesamtprojekt E N D wurde gefördert durch das Land NRW und die Kunststiftung NRW
sowie engagierte Unterstützung durch private Förderer und Unternehmer in Mönchengladbach.
Außen- und Innenbereich des Projekts E N D sind nur für Einzelbesucher zugänglich – nach
Anmeldung an der Museumskasse. Festes Schuhwerk ist empfehlenswert.
DIE INSZENIERUNG DES SCHWARZEN MUSEUMS
Ausgangspunkt des Gesamtprojekts E N D war die Erwerbung eines sehr zentralen Raums des Haus u r, das Kaffeezimmer, welche durch die Förderung der Kulturstiftung der Länder, das Land NRW und die Stiftung für Kunst und Wissenschaft der Stadtsparkasse Mönchengladbach gelang. Das Kaffeezimmer war Ausgangsort jeder Wanderung durch die Räume des Haus ur, gleichermaßen Ursprungs- und Einstiegsort der Bedeutung von familiärem „Zuhause“. Dieser Raum ergänzt den bereits früh erworbenen Raum Abstellkammer, der im Jahr 1999 als Schenkung des Museumsvereins Mönchengladbach in die Sammlung des Museums Abteiberg einging.
Zwei rheinische Privatsammlungen, die Sammlung Rheingold und die Haubrok Foundation haben dem Museum Abteiberg weitere Zimmer zur Verfügung gestellt, welche die von Gregor Schneider entworfene Inszenierung verstärken.
Mit dem Projekt E N D leistet der Künstler selbst eine museale Vermittlung seines langjährigen Frühwerks, welche auch die Rolle seines Museums am Heimatort spiegelt. Gemäß der vielfältigen Aspekte von Museums- und Institutionskritik in der Geschichte des Museums Abteiberg läuft das Ansinnen Gregor Schneiders parallel zu den Interessen des Museums in Mönchengladbach.
Die Konfrontation zwischen dem Museum und dessen alltäglichem Umfeld, der Gegenwart völlig alltäglicher Lebens- und Erinnerungsräume, die Gregor Schneider einst mit seinem Langzeitprojekt Haus u r auf einzigartige Weise ins Blickfeld rückte, soll in ihrer kunsthistorischen Bedeutung für die jüngere Kunstgeschichte erschlossen werden.
Im Frühjahr 2009 erscheint ein begleitendes Buch, welches das Projekt END sowie weitere jüngere Vorhaben des Künstlers in einer umfassenden Dokumentation darstellen wird.