Kurfürstliche Klapptische
Das Weinbergschloss Hoflößnitz, etwa sieben Kilometer nordwestlich der Dresdner Innenstadt gelegen, diente den sächsischen Kurfürsten des Hauses Wettin seit der Mitte des 17. Jahrhunderts mehr als zweihundert Jahre lang als repräsentativer Ort der Feste zur Weinlese, der kurfürstlichen Repräsentation im Anschluss an die zahlreichen Jagden in den nahegelegenen Moritzburger Wäldern und zu diplomatischen und familiären Begegnungen des Kurfürstenpaares.
Das sogenannte Lust- und Berghaus mit dem prägenden Fachwerk und dem imposanten Wendelstein ist eingebettet in ein Gebäudeensemble, das von der Herstellung und der Verwaltung des kurfürstlich-sächsischen Weinbesitzes bestimmt ist und ein Pressenhaus für die Weinpresse, mehrere Winzerhäuser und das Bergverwalterhaus umfasst. Mit der Abwendung des Hauses Wettin vom sächsischen Weinbau Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Weinberge und so auch das Weinbergschloss Hoflößnitz veräußert und das gesamte mobile Inventar versteigert. Einzig die wandfesten, in den Hausinventaren des 17. Jahrhunderts als „Zuschlagtischlein“ bezeichneten Klapptische sind als Mobiliar erhalten geblieben. Sie befanden sich in den beiden Privatappartements für den Kurfürsten und die Kurfürstin, mit jeweils einem talseitig gelegenen Wohnzimmer, durch das man in ein schmales bergseitig gelegenes Schlafzimmer gelangte. Es kann vermutet werden, dass die Tische für die Restaurierung des Schlosses nach 1977 entfernt worden sind. Seitdem wurden sie im Möbeldepot der Stiftung Weingutmuseum verwahrt.
Die künstlerische Gestaltung der mit Wand- und Deckengemälden ausgestatteten, vollständig boisierten Appartements ist jeweils auf den Kurfürsten und die Kurfürstin abgestimmt. Beide Appartements waren zudem reich möbliert und mit zahlreichen Jagdtrophäen und Arbeiten der angewandten Kunst aus dem Kunstbesitz des Kurfürstenpaares ausgestattet. Ganz in die Raumarchitektur integriert, ordnen sich die Wandklapptische in Farbe, Ornamentierung und Maßen der symmetrischen Gliederung der Wände unter. Es ist anzunehmen, dass alle überlieferten acht Tische zur Präsentation der persönlichen Gegenstände des Kurfürstenpaares und als zusätzliche Ablagemöglichkeit beim Empfang von Besuchern dienten. Durch den aus Scharnieren und einem Wirbel bestehenden Klappmechanismus waren die Tische ein zusätzliches flexibles Möbelstück. Die erbsgrüne Raumfarbgebung und die typische Hoflößnitzer Ornamentik mit dem illusionistischen Marmormuster finden sich auch auf den Tischplatten wieder. An der gezeigten älteren Freilegungsprobe ist erkennbar, dass die sichtbare Farbfassung nicht die ursprüngliche des 17. Jahrhunderts ist. Im Zuge der restauratorischen Voruntersuchungen sind hier genaue Befunde zu erwarten.
Dieses vollständig erhaltene Raumensemble der Appartements ist zusammen mit dem dazwischen gelegenen großen Festsaal eines der wenigen erhaltenen Beispiele einer Innenraumgestaltung aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Durch die großzügige Förderung des Freundeskreises der Kulturstiftung der Länder wurde die Restaurierung eines ersten Wandklapptisches möglich – sieben weitere warten noch auf ihre Rettung, für die pro Tisch ca. 2.900 Euro benötigt werden. Helfen Sie mit, dieses einmalige historische Raumensemble des Hoflößnitzer Weinbergschlosses wieder erlebbar zu machen!