Kupfer auf Papier
Von einer Reise in die geheimnisvolle Dunkelheit handelt Michael Buthes (1944–1994) letzte große Installation „Die heilige Nacht der Jungfräulichkeit“ – ein Werk, das der zwischen Köln und Marrakesch lebende Maler auf Einladung von Jan Hoet 1992 für die documenta IX in Kassel geschaffen hat. Vorausgegangen war ein intensives Jahr der Arbeit daran, für das er ein Freisemester an der Düsseldorfer Kunstakademie beantragt hatte, an der er seit 1983 unterrichtete. Buthe, der schon 1972, 1977 und 1982 documenta-Teilnehmer war, plante etwas Besonderes: Er beabsichtige eine visuell wie spirituell beeindruckende Rauminstallation.
Er konfrontierte den Betrachter mit der Unüberschaubarkeit einer Folge von 14 Kupfertafeln und zwang ihn, sich auf das Unbekannte einzulassen. Im Abschreiten der 2012 von Kolumba, dem Kunstmuseum des Erzbistums Köln, erworbenen Installation, ihrem Spannungsbogen und ihrer Narration entstand in der Reihung der geschwärzten und partiell frei gekratzten Kupferplatten eine Eigendynamik. Der Betrachter ist in einen Prozess von Werden und Vergehen gesetzt, wird Teil einer Kosmologie aus Licht und Dunkelheit. Die – mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder – erworbene Arbeit umfasse, schreibt Buthe in seiner poetischen Sprache, „das Spektrum vom Voraugenblick des Gezeugtwerdens bis zum Nachaugenblick des Ersterbens des Lebens“. Stephan von Wiese, der Buthes Arbeit viele Jahre begleitet und mit ihm in zahlreichen Projekten zusammen gearbeitet hat, erklärte sich bereit, sich eingehender mit diesem Werk zu befassen. Das reich bebilderte Patrimonia-Heft ist das Ergebnis seiner Recherche und seiner intimen Werkkenntnis.