Chemnitz soll „Kulturhauptstadt Europas 2025“ in Deutschland werden
Die Verkündung der Jury-Empfehlung im Livestream:
Bis zuletzt hatten sich die in der ersten Vorauswahlrunde erfolgreichen Städte Hannover, Hildesheim, Magdeburg und Nürnberg Hoffnung auf den Titel gemacht. Mit dem Einreichen des ersten Bewerbungsbuchs waren im Oktober 2019 acht deutsche Städte ins Rennen um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“ in Deutschland gegangen. Neben den genannten Städten hatten sich auch Dresden, Gera und Zittau beworben.
Erfüllt nun Chemnitz ihre in der Bewerbung eingegangen Verpflichtungen, wird ihr am Ende der Monitoring-Phase (bis Frühjahr 2025) der mit 1,5 Millionen Euro dotierte Melina-Mercouri-Preis verliehen. Neben Deutschland ist auch Slowenien berechtigt, für das Jahr 2025 eine Europäische Kulturhauptstadt zu stellen.
Grundlage für die Jury-Entscheidung waren die eingereichten 100-seitigen Bewerbungsbücher, die digitalen Stadtbesuche und die ebenfalls digital durchgeführte finalen Präsentationen der Bewerberstädte. Aufgrund der Corona-Pandemie war im August 2020 das gesamte Auswahlverfahren auf digitale Formate umgestellt worden.
Sylvia Amann, Vorsitzende der europäischen Jury: „Kultur und Kreativität in die Mitte rücken – dafür haben sich alle Bewerberstädte eingesetzt. Dieses Engagement gewinnt im aktuellen Kontext an Bedeutung auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Überleben des Kultursektors. Mit dem Bewerb Europäische Kulturhauptstadt kommt die europäische Dimension in Form von Solidarität und Kooperation hinzu. Ich bitte alle Städte diesen Weg fortzusetzen!“
Barbara Ludwig, Oberbürgermeisterin der Stadt Chemnitz: „Der vorletzte Arbeitstag als Oberbürgermeisterin dieser wunderbaren Stadt ist eindeutig der beste meiner 14-jährigen Amtszeit. Dieser Titel ist für Chemnitz die große Chance, viel zu geben und viel zu bekommen, viel vom Ungesehenen zu zeigen. Nicht nur die Bilder von Nazi-Aufmärschen im August 2018, sondern auch die Bilder von zivilgesellschaftlichem Engagement für gelebte europäische Werte, eine kreative und vielfältige Stadtgesellschaft im internationalen Austausch. Es wird der Stadt einen Schub geben, Ressourcen hier bündeln, die über Generationen wirken können.“
Bernd Sibler, Vorsitzender der Kulturministerkonferenz und Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst: „Ich gratuliere Chemnitz ganz herzlich zum Titel ‚Kulturhauptstadt Europas 2025‘. Mit dem Wettbewerb um den Titel ‚Kulturhauptstadt Europas‘ machen wir Kultur zum Impulsgeber für eine langfristige Stadtentwicklung und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Allein der Bewerbungsprozess hat in den Städten bereits eine ungeheure Kreativität mobilisiert und neue Brücken innerhalb Europas geschlagen. Alle Bewerberinnen werden von den angestoßenen Reflexionsprozessen und Zukunftsdialogen profitieren. Der Wettbewerb hat langfristig nicht nur einen, sondern viele Gewinner.“
Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Ich gratuliere ganz herzlich der designierten Gewinnerstadt Chemnitz, aber auch allen anderen Bewerberstädten. Sie alle haben zwei Jahre lang hart und unter erschwerten Bedingungen mit Innovationsfreude und Leidenschaft Großartiges geleistet für Ihre Stadt, für eine lebendige und vielfältige Kulturlandschaft. Sie alle haben gezeigt, welche integrative, verbindende und gemeinschaftsstiftende Kraft Kultur hat. Dafür bin ich Ihnen allen sehr dankbar. Machen Sie alle bitte weiter auf diesem Weg! Ich bin voller Vorfreude auf das deutsche Kulturhauptstadt-Jahr 2025.“
Jörg Wojahn, Vertreter der Europäischen Kommission in Deutschland, sagte: „Das Schöne an den Kulturhauptstädten ist ja, dass dabei auch international weniger bekannte Städte in den Mittelpunkt gerückt werden. So können wir alle jedes Jahr oft ungeahnte Kulturschätze entdecken. Den Städten bringt die Auszeichnung langfristige wirtschaftliche Vorteile. Bewohnerinnen und Bewohnern profitieren von einem größeren Kulturangebot und besseren Infrastrukturen. Eine Initiative, bei der alle Beteiligten gewinnen.“
Zum Hintergrund
Die Europäische Jury setzt sich folgendermaßen zusammen: Je drei Mitglieder werden durch Europäische Kommission, EU-Rat und Europäisches Parlament benannt. Jeweils ein Mitglied wird durch den EU-Ausschuss der Regionen, durch die Kultusministerkonferenz und von Bundesseite (die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Auswärtige Amt) berufen. Die Namen der zwölf Jurorinnen und Juroren können unter https://www.kulturstiftung.de/wettbewerb-findet-digital-statt-2/ eingesehen werden.
Die europäische Jury hat die Bewerbungen der fünf deutschen Städte maßgeblich anhand folgender sechs Kriterien bewertet:
Entscheidend war (1.) der Beitrag der Bewerbung zu einer langfristigen Kulturentwicklungsplanung der Stadt („Beitrag zur Langzeitstrategie“), (2.) die „Europäische Dimension“ des geplanten Kulturhauptstadt-Programms, (3.) die Stimmigkeit des Gesamtprogramms und die künstlerische Qualität („Kulturelle und Künstlerische Inhalte“), (4.) die „Umsetzungsfähigkeit“ eines ganzjährigen Kulturfestivals der Bewerberstadt, (5.) die „Erreichung und Einbindung der Gesellschaft“ sowie (6.) der Nachweis geeigneter Strukturen zur Steuerung- und Durchführung durch die „Verwaltung“.
Der nationale Wettbewerb hat am 24. September 2018 mit der Veröffentlichung der Ausschreibungsunterlagen offiziell begonnen. Die acht deutschen Bewerberstädte haben ihre Bewerbungen bis zum 30. September 2019 bei der Kulturstiftung der Länder eingereicht. Die Kulturstiftung der Länder ist von der Kultusministerkonferenz beauftragt, das nationale Auswahlverfahren für die „Kulturhauptstadt Europas 2025“ durchzuführen. Während der Vorbereitungsphase hat die Kulturstiftung der Länder die Bewerberstädte mit drei Qualifizierungsworkshops inhaltlich auf den Wettbewerb vorbereitet.
Mit dem seit 1985 existierenden und kontinuierlich weiterentwickelten Programm will die Europäische Union das Zugehörigkeitsgefühl zu einem gemeinsamen europäischen Kulturraum fördern, die kulturellen Gemeinsamkeiten hervorheben und nachhaltige kulturelle Entwicklungen in den jeweiligen Städten anregen.
Hintergrundinformationen
Website der Kulturstiftung der Länder