Jochen Gerz. THE WALK – Keine Retrospektive

Jochen Gerz wurde 1940 in Berlin geboren – mit diesem Jahr beginnt auch seine aktuelle Arbeit im Lehmbruck Museum Duisburg, wobei „THE WALK“ sich klassischen Ausstellungskategorien verweigert. In wechselnder Höhe wandern die Besuchenden auf einem an der Glasfassade des Museums angebrachten Steg vorbei an Textspalten und durch acht Dekaden Zeitgeschichte hindurch. Gerz’ „WALK“ führt von den Anfängen der Bundesrepublik Deutschland der 1950er-Jahre über die Geburt der Zivilgesellschaft in den 1960er-Jahren und die technologischen Revolutionen bis hin zur wachsenden Instabilität Europas und den Herausforderungen der Zukunft. Teile der Textfragmente sind autobiografisch und geben Einblicke in Gerz’ Leben in den jeweiligen Jahrzehnten. Eine Zeitungsbeilage der Rheinischen Post begleitet die Besuchenden durch den Rundgang – 185 Fußnoten zur Installation erzählen die Zeitgeschichte von 1940 bis in die Gegenwart.

Der Berliner Konzeptkünstler ist vor allem bekannt für seine Kritik an der Museumspraxis und der Kommerzialisierung des Kunstbetriebs. „THE WALK“ findet nicht im Museum, sondern im öffentlichen Raum statt. Die Lage des Hauses im städtischen Immanuel-Kant-Park ermöglicht neben den regulären Museumsbesuchern auch Passanten einen Einblick in bzw. einen Blick auf das Projekt. Öffentliche Teilhabe und soziale Kreativität waren Gerz schon immer ein Anliegen, die „Emanzipation des Betrachters“ für ihn eine Frage der Verantwortung von Kunst für die Demokratie. Parallel zur Ausstellung startete das Museum in Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft Duisburg ein Modellprojekt mit Schwerpunkt auf den Themen Migration und Mobilität: Ein Team aus 12 jungen Geflüchteten wird im Rahmen der „Berufsorientierung für Flüchtlinge“ Handwerks- und Hilfsarbeiten im Museum übernehmen und so zum Teil des Alltagsbetriebs. Gleichzeitig stehen die jungen Menschen Besuchenden der Ausstellung als Ansprechpartner zur Verfügung, wodurch zwischenmenschliche Kommunikation und ein wechselseitiger interkultureller Lernprozess gefördert werden.

Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder sagte, „‚THE WALK‘ des weltweit agierenden Künstlers Jochen Gerz nimmt eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben unseres Landes in den Blick. Gerz lädt Menschen, die aus Krisenregionen geflüchtet sind, ein, sich im alltäglichen Betrieb des Museums beruflich zu qualifizieren. Die Kooperation mit dem Bildungszentrum Handwerk Duisburg, die langfristig angelegt ist, hat das Potential, sich zu einem wegweisenden Modellvorhaben zu entwickeln.“

Förderer dieser Ausstellung: Kulturstiftung der Länder, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Landschaftsverband Rheinland (LVR), Kunststiftung NRW, Wirtschaftsbetriebe Duisburg, GEBAG Duisburger Baugesellschaft mbH und Sparkasse Duisburg.

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