Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Wir freuen uns, dass mit dem Ankauf der Prunkschatulle des Grafen von Schönborn-Buchheim das Museum für Hamburgische Geschichte ein wichtiges Objekt der Hamburgischen Geschichte seiner Sammlung hinzufügt. In der Schatulle vereinen sich Abbilder historischer Ereignisse mit Zeugnissen des Kunsthandwerks und der barocken Bildsprache des 18. Jahrhunderts. In der neugeplanten Dauerausstellung erhält die Schatulle künftig einen würdigen Platz und kann dort die lokale Geschichte Hamburgs und die angewandte Kunst der Stadt vermitteln.“
Die Prunkschatulle stammt vermutlich aus Süddeutschland, wer genau sie schuf, ist unbekannt. Die rechteckige Kassette (25 × 51 × 40 cm) besteht aus vier, rückseitig verschließbaren Schubladen und wurde aus verschiedenen Hölzern gefertigt. Die Dekorationen auf der Kassette verweisen auf den Hauptrezess der Stadt Hamburg von 1712, eine Vorform der Verfassung, mit der die Bürger durchsetzten, dass erbgesessene Bürgerschaft und Rat gemeinsam die Staatsgewalt tragen (Rezess: Vorläufer einer Verfassung), verknüpft mit einem der historischen Akteure, Damian Hugo Philipp Reichsgraf von Schönborn-Buchheim (1676-1743). Von Schönborn-Buchheim war Mitglied der Adelsfamilie Schönborn und seit 1708 Leiter der kaiserlichen Kommission in Hamburg. 1719 wurde er Fürstbischof von Speyer. Beide Positionen des Reichsgrafen werden auf der Kassette thematisiert.
Die eine Seite der Kassette verdeutlicht mit einem Medaillon Schönborns Wahl zum Fürstbischof, die Folge einer erfolgreichen diplomatischen Vermittlungsmission. Das Medaillon der anderen Seite zeigt das Motto HAMBURGUM PACIFICUM; die erfolgreiche Befriedung der Stadt im Jahr 1712 (Hauptrezess) unter der Beteiligung Schönborns. Unter Vermittlung der kaiserlichen Kommission wurde 1712 der langjährige Streit zwischen Senat und Bürgerschaft beigelegt und das Fundament für die bis ins 19. Jahrhundert gültige Verfassung geschaffen. Nachdem die Schatulle sich vermutlich im Besitz Schönborns befunden hatte, ging sie 2003 aus Privatbesitz an einen Schweizer Antiquitätenhändler. Das Museum erwirbt die Schatulle aus Privatbesitz.
Die symbolhafte Widmung der Prunkschatulle an einen der Hauptakteure der Befriedung der Stadt macht sie zu einem wichtigen Zeugnis der Hamburgischen Geschichte. 2017 erwarb das Museum für Hamburgische Geschichte mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder bereits ein weiteres wichtiges Zeugnis politisch-historischer Ereignisse der Stadtgeschichte: ein monumentaler, gläserner Deckelpokal, der ebenfalls an den Hauptrezess vom 15. Oktober 1712 erinnert. Künftig sollen der Deckelpokal und die Prunkschatulle in der geplanten Dauerausstellung des Museums die zeitgenössische Sicht auf historische Ereignisse veranschaulichen.
Weitere Förderer: Erdwin-Amsinck-Stiftung, Diplom-Ingenieur-Lindow-Stiftung, Erbschaft Blunck