Eine Krone für die Stadt

Entwurfszeichnung von Walter Gropius für die Stadthalle in Halle
Entwurfszeichnung von Walter Gropius für die Stadthalle in Halle

Die Stadt Halle schrieb im Jahr 1927 einen anspruchsvollen Architekturwettbewerb für eine Stadthalle auf einem weithin sichtbaren Felsen oberhalb der Saale aus: Eine „Akropolis für Halle“, wie die Presse es damals formulierte, sollte dort errichtet werden. Einige der bedeutendsten Architekten jener Zeit nahmen an dem Wettbewerb teil, unter ihnen Peter Behrens, Paul Bonatz, Emil Fahrenkamp, Walter Gropius, Hans Poelzig und Wilhelm Kreis. Auf einem elf Hektar großen Parkareal sollten die Stadthalle sowie ein Museum und Sportanlagen erbaut werden – realisiert hingegen wurden sie nicht. Nach Ausstellung der eingegangenen Entwürfe 1928 konnte sich die Jury nicht dazu entschließen, einen ersten Preis zu vergeben, und in der Folge geriet der Wettbewerb vollkommen in Vergessenheit. Erstmals nach mehr als achtzig Jahren werden nun die unterschied­lichen, in jeder Weise spannenden Beiträge zur „Stadtkrone“ der Öffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert, die zunächst in der Stiftung Moritzburg – Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt (23.7.–3.10.2011) und anschließend im Bauhaus-Archiv Berlin / Museum für Gestaltung (26.10.2011–9.1.2012) zu sehen sein wird.

Unter den eingereichten Wettbewerbsbeiträgen ragen die großformatigen Entwurfszeichnungen von Walter Gropius mit dem Titel „Hängende Gärten“ sowohl konzeptuell als auch in ihrer radikalen Formensprache heraus. Das fast vollständig erhaltene Konvolut an Plänen ist jedoch schwer beschädigt. Seit der Entstehung der Zeichnungen in Gropius’ Dessauer Architekturbüro 1927 sind sie in einer Rolle zusammen mit dem ersten Bauhaus-Direktor auf Reisen gegangen: zunächst nach Halle, zurück nach Dessau und von dort nach Berlin. Sie haben den Architekten in sein Exil begleitet, das ihn 1937 über London nach Amerika führte. Nach dem Tod von Walter Gropius kamen die zwölf Pläne in ihrer alten, zerbeulten Blechrolle als Bestandteil des an das Bauhaus-Archiv übergebenen architektonischen Teilnachlasses wieder zurück nach Berlin.

Die hochkarätigen, empfindlichen Blätter aus Pergamin sind aufgrund der langen gerollten Lagerung an den Rändern gestaucht, an vielen Stellen eingerissen, und sie weisen überdies zum Teil große Fehlstellen auf. Sie bedürfen dringend einer fachgerechten Restaurierung, deren Kosten sich insgesamt auf rund 10.000 Euro belaufen; dazu müssen sie zukünftig liegend aufbewahrt werden. Nur so können sie der Nachwelt als einzigartige Dokumente eines der ambitioniertesten Architekturwettbewerbe der späten 1920er Jahre überliefert werden – in der geplanten Ausstellung und in Zukunft für die Forschung und für die interessierte Öffentlichkeit. Helfen Sie uns mit Ihrer Spende, dieses Ziel zu erreichen!