Klavierkonzert Webers

Diese Klavierkomposition wies in Richtung Zukunft: Als Carl Maria von Weber sein 2. Klavierkonzert zu Papier brachte, geschah dies noch in einem klassisch geprägten Umfeld. Doch Weber ließ hier, im Jahr 1812, schon ahnen, was später Franz Liszt und Frédéric Chopin zum typischen Klang der romantischen Klaviermusik entwickeln sollten. Weber komponiert weite Arpeggien und schafft drama­tische Klang-Atmosphären, die den ausführenden Pianisten zum Virtuosen werden ließen. Er war selbst ein Virtuose am Pianoforte und be­wies dies etwa bei der eigenhändigen Uraufführung seiner frühroman­tischen Komposition 1812 in Gotha. Heute wird Webers 2. Klavierkonzert eher selten auf­geführt, obwohl es über einen der schönsten langsamen Sätze der gesamten roman­tischen Klavierliteratur verfügt. Grund dafür war die problema­tische Quellenlage, keine kritische Ausgabe des Klavierkonzerts ist ediert. Viele Pianisten ver­mieden deshalb eine Interpretation, war doch Webers originale Partitur nicht zugänglich, lediglich unvollständige Abschriften standen zur Ver­fügung: Der Staatsbibliothek zu Berlin gelang nun der Ankauf des originalen Autographs dieses bedeutenden Werks von Carl Maria von Weber aus dem Nachlass, der sich im Privatbesitz der Familie von Weber befindet. Die Erwerbung wurde unterstützt von der Kultur­stiftung der Länder, der Deutsche Bank Stiftung, der Rudolf-August Oetker-Stiftung und den Freunden der Staats­bibliothek zu Berlin e.V.

Die einzige vollständige, eigenhändige Partitur eines Klavierkonzerts des Kompo­nisten kann nun endlich wissenschaftlich ausgewertet werden. Neben den Ein­blicken in den Schaffensprozess Webers liefert das Autograph auf 74 Seiten auch die lange vermissten aufführungspraktischen Hin­weise. Besonders die seiner­zeit ungewöhnliche Darstellung des Orchesterparts sowie die differenzierten Vor­tragsbezeichnungen illustrieren Webers neuartiges orchestrales Klangver­ständnis, das Komponisten wie Liszt, Berlioz und Wagner stark beeinflussen sollte.

Die Staatsbibliothek zu Berlin verfügt über die weltweit größte Sammlung zum Werk Carl Maria von Webers. Den Grundstein legte die Schenkung des „Freischütz“-Autographen 1851 durch die Witwe des Komponisten Caroline von Weber. Ergänzt wurde dies unter anderem durch das Werkarchiv des Komponisten, dem sogenannten Weber-Familiennachlass, und der Sammlung des Musikforschers Friedrich Wilhelm Jähns – eine hervorragende Quellenlage für die Carl-Maria-von-Weber-Gesamt­ausgabe mit Sitz in Detmold und an der Staatsbibliothek zu Berlin. Nun ergänzt das Autograph des 2. Klavierkon­zerts diese Edition in glücklicher Weise.