Meßkirch für Karlsruhe

Sie waren die letzten Zeugnisse einer verschwindenden katholischen Kunsttradition in der Zeit der konfessionellen Revolution – während zu Beginn des 16. Jahr­hunderts der Bildersturm der Reformation die altdeutsche Altarmalerei mehr und mehr in den Hintergrund treten ließ, malte der sogenannte Meister von Meß­kirch weiter kühne Höhepunkte katholischer Altarkunst: Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe kann nun – aus einer 2012 vom Land Baden-Württemberg mit Unterstützung der Kultur­stiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung erworbenen Gruppe von Werken des rätselhaften Meisters – eine kostbare Tafel vom ehemaligen Hoch­altar der Kirche St. Martin in Meßkirch präsentieren. Zugleich stellt das Haus Fürstenberg zwei weitere Tafeln des Altars als Leihgabe zur Verfügung – eine Dar­stellung des Heiligen Johannes des Täufers mit der Stifterin Apollonia von Henne­berg sowie eine Tafel mit der Heiligen Maria Magdalena. Auftraggeber des Retabels war der oberschwäbische Graf Gottfried Werner von Zimmern (1484–1554) – im Katholizismus verwurzelt, ließ der kunstsinnige Graf in Meßkirch die Kirche St. Martin erbauen und sie mit elf wertvollen Altären schmücken. Strahlendes Zentrum dieser altgläubigen Gegendemonstration war der Hochaltar, dem der Mei­ster von Meßkirch, über den nichts Biographisches bekannt ist, seinen Namen verdankt.

Der Mittelteil des Hochaltars, ein ehemals fünfteiliges Klappretabel, zeigt die An­betung der Heiligen Drei Könige. Er befindet sich noch im Sakralraum der Martins­kirche im badischen Meßkirch, während die Flügel im 19. Jahr­hundert in die Donaueschinger Sammlung der Fürsten von Fürstenberg gelangten. Aus dieser Kollektion stammt der mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder für die Kunsthalle Karlsruhe erworbene, 166 x 40 cm messende Altarflügel – er zeigt den Stifter Gottfried Werner kniend in ritter­licher Rüstung, um sein Seelenheil flehend. Ihm zur Seite steht der Heilige Martin von Tours, Patron der Kirche von Meß­kirch, mit pracht­vollem rotem Gewand – seine würdevolle Mitra, die liturgische Kopfbedeckung der Bischöfe, und sein Stab strahlen in goldenem Glanz. Kenner schwärmen vom reichen Kolorit des Gemäldes und von der originellen Kompo­sition, die spätmittel­alterliche, konservative Motivik geschickt mit Versatzstücken der Renaissance paart: ein Meisterwerk an der Schwelle zur neuzeitlichen Kunst.

Den Wildensteiner Altar des regional wie national hochbe­deutenden Meisters von Meßkirch – ein weiteres Glanzstück des vom Land Baden-Württemberg angekauften Konvoluts – erhielt die Staatsgalerie Stuttgart.