Gewinner gewählt
In Berlin hat die Jury von Kinder zum Olymp!, der Bildungsinitiative der Kulturstiftung der Länder, die Gewinner des 6. Wettbewerbs „Schulen kooperieren mit Kultur“ 2010 für die besten kulturellen Bildungsangebote bekanntgegeben. Insgesamt werden dieses Jahr Preisgelder in Höhe von 36.000 Euro an 33 vorbildliche Kooperationsprojekte zwischen Kultur und Schule vergeben, die festliche Preisverleihung findet am 27. September 2010 im Berliner Konzerthaus statt. Zu den diesjährigen Gewinnern zählen Schulen in 12 Bundesländern, von der Grundschule Belgershain in Sachsen über das Französische Gymnasium Berlin bis zu einer Gruppe Bochumer Hauptschulen, die gemeinsam mit dem Jungen Schauspielhaus Bochum langfristig ein Musiktheaterstück realisiert haben.
Mit dem Sonderpreis der Deutsche Bank Stiftung im Rahmen des Kinder zum Olymp!-Wettbewerbs werden in diesem Jahr zwei Schulen mit besonders überzeugendem Kulturprofil ausgezeichnet. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis für eine weiterführende Schule geht an die Anna-Freud-Schule, Förderschule des Landschaftsverbands Rheinland in Köln. Den Preis als beste Grundschule in Höhe von 3.000 Euro erhält die Thalia Grundschule Berlin, deren von der ganzen Schulgemeinde getragenes Kulturkonzept mit fächerverbindenden Jahresprojekten die Jury begeistert hat.
Zwischenbilanz der Bildungsinitiative: Die sechs Wettbewerbe von Kinder zum Olymp! für die besten kulturellen Bildungsangebote sprechen in deutlichen Zahlen: 180 Projekte wurden bisher ausgezeichnet, 150.000 Schülerinnen und Schüler haben sich insgesamt an den 4.334 Projekten, die zum Wettbewerb angemeldet wurden, beteiligt. Rund 200.000 Euro an Preisgeldern konnten in den letzten sechs Jahren von der Kulturstiftung der Länder an die Gewinner vergeben werden. Von den Projekten sind nur etwa 20% der Teilnehmer zum wiederholten Mal dabei. Bei jedem Wettbewerb fordert die Kulturstiftung der Länder 28.000 allgemeinbildende Schulen auf, sich um die begehrten Preise zu bewerben. Bundespräsident Horst Köhler ist seit 2004 Schirmherr des Wettbewerbs, Partner und Förderer von Beginn an ist die Deutsche Bank Stiftung.
Dr. Margarete Schweizer, Projektleiterin von Kinder zum Olymp! seit Beginn der Initiative, resümiert nach sechs ausgelobten Wettbewerben: „Mich freut besonders die große Vielfalt an Schulen, die sich beteiligen. Seit Jahren steigt der Anteil der am Wettbewerb teilnehmenden Haupt-, Gesamt- und Förderschulen. Das zeigt uns deutlich, dass die kulturelle Bildung nicht mehr hauptsächlich nur an Gymnasien stattfindet.“
Das war die Leitidee vor sechs Jahren: Mehr Anerkennung für die vielen erfolgreichen kulturellen Projekte, die sich Theater, Orchester, Museen und Bibliotheken, aber auch Architekten und bildende Künstler, Schriftsteller oder ein Zirkus zusammen mit Schulen in Deutschland für Kinder und Jugendliche ausgedacht hatten. Die Zwischenbilanz der Bildungsinitiative der Kulturstiftung der Länder fällt positiv aus: Denn als Kinder zum Olymp! 2004 ins Leben gerufen wurde, begann auch in der Kulturpolitik das Bewusstsein für mehr kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche zu erwachen.
Auch die vier Kongresse von Kinder zum Olymp! in Leipzig, Hamburg, Saarbrücken und München in den vergangenen Jahren haben laut Margarete Schweizer deutliche Auswirkungen auf Zahl und Qualität der Bildungsangebote gehabt. Über 2.000 Akteure der kulturellen Bildung aus Institutionen und Schulen trafen dort aufeinander: „Zentrales Moment der Kongresse ist, dass wir dort alle Protagonisten – oft auch die Einzelkämpfer – der kulturellen Bildung zusammenbringen: die Macher aus den Museen, Orchestern oder Theatern, die Lehrer – aber auch die Verantwortlichen der Kultur- und Schulverwaltungen. Innovative Projekte und Ideen wurden dort vorgestellt und haben andere Teilnehmer inspiriert und zu eigenen Projekten motiviert. Wir sind auf einem guten Weg: Denn gerade die Kultureinrichtungen haben ihre Angebote in den letzten Jahren stark ausgebaut – viele Theater, Orchester, Museen und Bibliotheken sind in die Offensive gegangen. Außerdem haben wir viele Künstler zum Einsatz in Schulen ermutigen können.“
Eine aktuelle Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) stellt fest: Die kulturpolitische Aufmerksamkeit für die kulturelle Bildung hat für einen kräftigen Ausbau der Bildungsangebote in den klassischen Kultureinrichtungen gesorgt. Wichtig war dabei für die Institutionen besonders die Anerkennung für erfolgreiche Bildungsarbeit: „An dieser Stelle ist vor allem die Initiative der Kulturstiftung der Länder ‚Kinder zum Olymp’ zu nennen, die […] ein Forum schafft, in dem über erfolgreiche Schulkooperationen mit Kultureinrichtungen berichtet wird, wie beispielsweise im Rahmen ihres Wettbewerbs für Schulen.“ (Susanne Keuchel, Benjamin Weil: „Lernorte oder Kulturtempel; Infrastrukturerhebung: Bildungsangebote in klassischen Kultureinrichtungen. ARCult Media Verlag, Köln 2010)
Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, freute sich über die guten Ergebnisse der Studie des BMBF: „Jetzt gilt es, den Aufschwung in der kulturellen Bildung zu nutzen. Ich appelliere an die Kultusminister der Länder, gerade die Kooperationen zwischen Schule und Kultur noch stärker politisch zu fördern. Die direkte und wiederholte Zusammenarbeit hat sich als besonders wirkungsvoll erwiesen. Diese erfolgreiche Bildungsarbeit braucht dringend mehr Unterstützung. Und: Kulturelle Bildung darf nicht nur Beiwerk sein – sie muss noch stärker Chefsache in Schulen wie in Theatern, Museen, Orchestern und Bibliotheken werden. Denn wir brauchen mehr kreative Angebote – die Schülerinnen und Schüler wollen selbst etwas erschaffen. Kultur konsumieren reicht eben nicht – kulturelle Bildung darf keine Einbahnstraße sein. Schaffen Sie für die Lehrer mehr Freiräume in den Lehrplänen, machen Sie Kunst und Kultur in der Schule zur Selbstverständlichkeit. Befreien Sie Kunst- und Kulturangebote vom Projektstatus, hier sollte die ästhetische, kreative Bildung dringend aufgewertet werden! Wir wissen schon lange, dass das kognitive Lernen allein zur Persönlichkeitsentwicklung nicht ausreicht.“
So wünschen sich laut der Studie auch 55% der Einrichtungen mehr Engagement von den Schulen und Kindergärten selbst: Kooperation ist das Zauberwort für erfolgreiche Bildungsarbeit. „Die Schulen gestalten die Projekte selbst mit – und die Schüler werden selbst von Anfang an kreativ“, sagte Isabel Pfeiffer-Poensgen, die besonders die Museen lobte, in denen bereits 63% der Angebote mit künstlerisch-kreativen Methoden arbeiten. „Kulturelle Bildung muss Chefsache sein!“, sagte die Generalsekretärin. „Noch sind erst bei einem Drittel der Angebote auch die Leiter der Einrichtung an der Konzeption der Angebote beteiligt. Ich wünsche mir mehr Bewusstsein für den Bildungsauftrag, den die öffentlichen Kulturorte haben.“ Auch werde die Vermittlungsarbeit noch zu häufig mit freien Mitarbeitern und Ehrenamtlichen bestritten und die eingesetzten Mittel seien zu gering: „Bisher werden durchschnittlich nur 4% des Etats für die kulturelle Bildung verwendet. Das ist viel zu wenig! Nicht zuletzt treffen Sie bei den kreativen Angeboten für Kinder und Jugendliche doch auch auf Ihr Publikum von morgen. Begeistern Sie es heute für Ihre Künste, dann sind die Kinder und Jugendlichen auch als Erwachsene Besucher Ihrer Häuser! Und planen Sie die Vermittlung von vornherein in neue Projekte ein!“
Jede Kommune sollte die Protagonisten der kulturellen Bildung besser miteinander vernetzen: „Wir entwickeln derzeit komplexe Internet-Module, damit diese systematische Vernetzung zwischen den Institutionen, Künstlern und den Schulen noch besser klappt.“
An die Länder und Kommunen gerichtet fordert Isabel Pfeiffer-Poensgen mehr Fortbildungsangebote: „Wir brauchen deutlich mehr geschultes Fachpersonal. Und auch für Künstler sollte es möglich sein, sich pädagogisch zu qualifizieren und sie müssen ein angemessenes Honorar für ihre Arbeit erhalten.“ Mehr Anerkennung für die erfolgreiche Bildungsarbeit drücke sich nicht nur in Auszeichnungen wie bei Kinder zum Olymp! aus. Auch eine bessere finanzielle Ausstattung wünschen sich über 80 % der Kultureinrichtungen: „Oft scheitert es doch an der knappen Finanzlage der Institutionen. Fördern Sie deshalb zielgerichtet die Bildungsangebote in den kleinen Bibliotheken auf dem Land, in den privaten Theatern oder den Orchestern in den großen Städten – überall dort könnte noch viel mehr für die Kinder und Jugendlichen gemacht werden.“