Der Schwarzkünstler vom Klotzenmoor

Seine Kupferstiche kennen alle Deutschen – ihren Schöpfer, den Hamburger Gra­fi­ker, Typografen und Pressendrucker Otto Rohse, allerdings nur wenige. Der Künstler gestaltete über fast vier Jahrzehnte zahlreiche Briefmarken für die Deut­sche Post, so z. B. die bekannte Serie „Deutsche Bauwerke aus zwölf Jahr­hun­der­ten“. Rohse, der die schwierige Technik des Holz- und Kupferstichs autodidaktisch erlernte, grün­dete 1962 die „Otto Rohse Presse“, in der er bibliophile Kostbar­­kei­ten herausgab. Zahlreiche Holzstiche, Kupferstiche und Grafiken, 25 Pressen­drucke, über 400 Briefmarken­entwürfe und 75 Holzstich-Exlibris umfasst das Werk­archiv des Künstlers, das jetzt durch das Gutenberg-Museum Mainz mit Unter­stützung der Kulturstiftung der Länder, der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, der Stiftung der Landesbank Rheinland-Pfalz und der Stiftung Moses angekauft werden konnte. Damit sichert sich das Mainzer „Weltmuseum der Druck­kunst“ eine herausragende Sammlung moderner Buch- und Druckkunst eines der bekanntesten Buchkünstler Deutschlands der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun­derts. Das Museum verfügt somit über einen hervor­ragenden Baustein, um seine Ausstellung zur Druckgeschichte um ein jüngstes Ka­pitel zu er­wei­tern. In der Sonderausstellung „Otto Rohse – Das Werkarchiv. Kupferstiche, Holzstiche, Pressendrucke“ zeigt das Museum vom 4.12.2010 bis zum 27.2.2011 nun einen ersten repräsentativen Querschnitt aus dem vielfältigen Schaffen Otto Rohses.

Otto Rohse, 1925 in Insterburg/Ostpreußen geboren, studierte ab 1943 an der Königsberger Kunstakademie, er setzte seine Studien nach Krieg und Gefangen-schaft an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg fort. Ab 1956 als frei­schaffender Künstler tätig, wirkte er 1960/61 als Leiter der Klasse für Typo­grafie und Buchgestaltung an der Werkkunstschule in Offenbach (heute Hochschule für Gestaltung), bevor er sich ab 1962 mit seinem Verlag „Otto Rohse Presse“ der Tradition der Buchkunst verschrieb und in künstlerisch wie handwerk­lich vollende­ter Einheit von Inhalt, Form und Gestaltung einzigartige bibliophile Kostbarkeiten gestaltete. 2002 ehrte die Stadt Mainz den Künstler mit dem Guten­berg-Preis. Seine Druckwerkstatt gab Rohse im Jahr 2003 an das Germa­nische Nationalmuseum in Nürnberg, die faszinierende Künstler­persönlichkeit Rohses ist nun im Gutenberg-Museum Mainz in seinem umfangreichen Werkarchiv zu entdecken.