Träume und Albträume
Diana schlummert weiter in Düsseldorf: Die keusche, schlafende Jagdgöttin auf Arnold Böcklins Gemälde von 1877 bleibt in der Kunst-Metropole am Rhein. Nach langen Verhandlungen mit den Erben des ehemaligen Eigentümers ist damit nach der Restitution des Werks eine glückliche Lösung gefunden. Das Kunstwerk konnte jetzt von der Erbengemeinschaft für Düsseldorf mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen, des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und des Landes Nordrhein-Westfalen angekauft werden. „Schlafende Diana, von zwei Faunen belauscht“ gehörte seit 1966 zur ständigen Ausstellung im museum kunst palast (vormals „Kunstmuseum“) als Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland, die das Bild nach dem Zweiten Weltkrieg in ihren Besitz übernommen hatte. Das Gemälde war seit Ende des 19. Jahrhunderts Teil der Sammlung des Hamburger Kaufmanns und Sammlers Eduard L. Behrens, dessen Sohn George Eduard das Werk erbte, selbst aber 1939 aus Deutschland emigrierte, nachdem er u. a. im KZ Sachsenhausen interniert war. Das Gemälde Böcklins war von Dritten an das Deutsche Reich verkauft worden, das es in die Sammlung für das geplante „Führermuseum“ in Linz aufnahm.
Während seines ersten Aufenthaltes in Florenz ab 1874 malte Arnold Böcklin diese Variante der „Diana“ – bereits 1862 hatte er die antike Gestalt in einem monumentalen Bild für das Kunstmuseum in Basel nach ovidschen Motiven dargestellt –, spärlich umspielt ihr kurzes, goldgelbes Jagdkleid den Körper, die rechte Brust ist entblößt. Zwei Faune haben die schlafende Göttin entdeckt, sie spähen über einen Felsbrocken, der eine in voyeuristischer Erregung, der zweite versucht, den anderen erschreckt und voller Ehrfurcht von der Göttin zurückzuhalten. Böcklin schildert meisterhaft die fragile Harmonie von Natur, Göttern und Menschen; in einer von der farbenprächtigen Malerei der Frührenaissance beeinflussten Komposition zeigt das Werk den Maler am Durchbruch zu seiner künstlerischen Reife.
Arnold Böcklin (Basel 1827 – Fiesole/Italien 1901) studierte von 1845 bis 1847 an der Düsseldorfer Akademie bei Johann Wilhelm Schirmer, der ihm die Landschaftsmalerei und das intensive Naturstudium nahebrachte. Bei seinen Reisen nach Italien ab 1850 fand er in Rom Anschluss an die Deutschrömer, bevor er 1874 nach Florenz übersiedelte. Dort entwickelte er im Kreis um Adolf von Hildebrand und Aby Warburg seinen ins Phantastische gehenden, das Groteske nicht scheuenden Stil, der ihn zu einem der wichtigsten Maler des ausgehenden 19. Jahrhunderts machte und Inspiration war für Surrealisten wie Max Ernst und De Chirico.