Akte 2010_040 – Der Nachlass UMBO
„Häufig müssen wir innerhalb von Tagen zu tragfähigen Lösungen kommen, um Kulturgüter für die Öffentlichkeit zu erhalten; dieses Projekt war auch für die Kulturstiftung der Länder außergewöhnlich,“ so Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Es steht exemplarisch für den verantwortungsvollen Umgang mit einem Künstlernachlass seitens der Erben, Galerien und Sammler, aber auch für die vielfältige fachliche Expertise in Fragen der Erwerbungsförderung, der Moderation von Preisverhandlungen und gemeinsamer Erwerbung, für das funktionierende Netzwerk zu Gutachtern, Sammlern, Galeristen und Museen und für den langen Atem der Kulturstiftung der Länder. Doch es hat sich einmal mehr gelohnt, wie die aktuelle Ausstellung zeigt.“
Die Geschichte beginnt im Jahr 2010, als die Galerie Rudolf und Anette Kicken sich mit einem Teil des Nachlasses von UMBO an die Kulturstiftung der Länder wendet. Weitere Teile des Nachlasses liegen zu dieser Zeit bei der Tochter Phyllis Umbehr sowie dem Sammler Thomas Walther. UMBO selbst hatte mit Rudolf Kicken vereinbart, dass dieser sich in engem Kontakt mit seiner Tochter um eine möglichst geschlossene museale Aufbewahrung seines Nachlasses einsetzen würde; auch der Sammler Walther hatte es als seine Pflicht angesehen, seinen Teil zusammenzuhalten, bis eine solche Lösung gefunden würde.
Auf dem Wege zur Zusammenführung des gesamten Konvoluts, der Begutachtung, der Preisfindung und -verhandlung durch die KSL beginnt ein Marathon, der sich über viele Jahre hinziehen soll. Der Vorschlag der KSL, den Kaufpreis für das gesamte Konvolut auf mehrere Schultern zu verteilen, wird das Verfahren, die Verhandlung zwischen drei Anbietern und drei erwerbenden Häusern nicht einfacher machen, in deren Verlauf es an allen drei erwerbenden Häusern zu einem Direktorenwechsel kommt: Die Stiftung Bauhaus Dessau erwirbt die Bilder aus UMBOs Bauhauszeit; die Berlinische Galerie wählt jene Fotografien, die die Moderne in Berlin dokumentieren; das Sprengel Museum kauft das in Hannover entstandene Spätwerk – mehr als 600 Fotografien und Quellenmaterial.
Schließlich geht die KSL auf potentielle Förderer zu: Für die Erwerbung des nunmehr auf drei Häuser verteilten Gesamtkonvoluts werden insgesamt 14 Geldgeber mit von der Partie sein. Am 9. Mai 2016 wird die Erwerbung per Pressemitteilung bekanntgegeben. Zwei weitere Jahre der Ausstellungsplanung, der wissenschaftlichen Bearbeitung und Katalogisierung, der Inventarisierung und restauratorisch-konservatorischen Betreuung folgen, gefördert von der Kulturstiftung des Bundes. Das Sprengel Museum in Hannover präsentiert nun vom 9. Februar 2019 an eine Auswahl von rund 200 Fotografien und zahlreichen Dokumenten. Für das kommende Jahr planen auch die Berliner und Dessauer Institutionen UMBO-Ausstellungen mit pointierten, umgebungsbezogenen Schwerpunkten.
Weitere Förderer dieser Erwerbung: Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Ernst von Siemens Kunststiftung. Weitere Unterstützer Berlinische Galerie: Lotto-Stiftung Berlin. Weitere Unterstützer Sprengel Museum Hannover: Landeshauptstadt Hannover, Land Niedersachsen, Fritz Behrens Stiftung, Stiftung Niedersachsen, Verein der Freunde des Sprengel Museum Hannover e.V. Weitere Unterstützer Stiftung Bauhaus Dessau: Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, Hermann Reemtsma Stiftung, Fritz Thyssen Stiftung, Wüstenrot Stiftung, Lotto Sachsen-Anhalt.