Design in Weimar

 

2015 soll Weimar wieder zum Bauhaus-Mekka werden: Bis dahin will die Klassik Stiftung Weimar den Bau ihres neuen Bauhaus-Museums fertigstellen. Es soll dann nicht nur die Weimarer Bauhauszeit 1919–25 als „Moderne in Weimar“ präsentieren, sondern wird sich der Entwicklung funktionalen Gestaltens vom Ende des 18. Jahrhunderts und Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart widmen. Mit der Goethezeit, den Vorläufern der Moderne und dem frühen Bauhaus sollen die Wurzeln des ästhetischen Aufbruchs und des funktionalen Gestaltungsideals in Weimar entdeckt werden. Doch wiesen die Sammlungen in Weimar bisher einige empfindliche Lücken auf, nur fragmentarisch wäre diese Entwicklung erzählbar gewesen. Umso größer ist der Glücksfall der aktuellen Neuerwerbung für die Klassik Stiftung Weimar, die mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, des Freistaats Thüringen, des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Ernst von Siemens Kunststiftung gelang: Mit der jetzt angekauften Sammlung Ludewig aus Berlin erhält die Stiftung 1.524 Designobjekte von 1780 bis zur Gegenwart mit besonderem Schwerpunkt auf Gebrauchsmöbeln (rund 280 Positionen) und technischem Design. Neben herausragenden Einzelstücken, darunter zwei Sideboards von Marcel Breuer und Edward William Godwin (als Dauerleihgaben) sowie Glas- und Metallobjekte von Wilhelm Wagenfeld, kommen beispielsweise auch wichtige Positionen internationalen Designs wie des niederländischen De Stijl mit Arbeiten von Gerrit Rietveld, die das Bauhaus maßgeblich beeinflussten, in die Weimarer Sammlung. Der Ankauf eines Teils der Objekte ist verbunden mit der langfristigen Leihgabe von Objekten und einer großzügigen Schenkung durch den Sammler.

Gerrit Rietveld, Bollerwagen, 1918; 1500 Objekte modernen Designs erworben 2010 von der Klassik Stiftung Weimar © Klassik Stiftung Weimar
Gerrit Rietveld, Bollerwagen, 1918, © Klassik Stiftung Weimar

Ob formstrenge Beispiele der Biedermeierzeit, Wiener Moderne, ob Thonet, Riemerschmid, van de Velde, Behrens, ob Stahlrohrmöbel, Le Corbusier oder Frank Lloyd Wright, ob nach dem Zweiten Weltkrieg Charles Eames, aus Italien Albini, Zanusco, ob DDR-Design der 1950er Jahre, Braun-Design von Dieter Rams, Droog Design aus Holland oder Jasper Morrison – der passionierte Berliner Sammler Manfred Ludewig hat in über 30 Jahren seine einzigartige Kollektion mit Designklassikern und -raritäten, aber auch etlichen Prototypen, nie in Serie gefertigten Entwürfen und frühen Serienstücken zusammengetragen. Sie lässt die aufregende Geschichte des modernen Designs mit seinem zentralen Bekenntnis „form follows function“ lebendig werden. Die industriell gestaltete Dingwelt des 20. Jahrhunderts, ein Hauptaugenmerk des Bauhauses, wird zukünftig in Weimar zu bewundern sein und das neue Bauhaus-Museum Weimar ab dem Jahr 2015 zu einer internationalen Pilgerstätte für Liebhaber des funktionalen Gestaltens machen.