Privatarchiv Osthaus
Die Gründung des Hagener Folkwang-Museums im Jahr 1902 geht auf ihre Initiative zurück: Das Sammlerpaar Karl Ernst und Gertrud Osthaus hatte sich Zeit seines Lebens – auch unter Einsatz von erheblichen finanziellen Mitteln – für die Förderung moderner Kunst eingesetzt. Enthusiastisch unterstützten und entdeckten sie Künstler, gaben neue Werke in Auftrag und begleiteten deren Entstehungsprozess. Die Gründung des Folkwang-Museums gab als eines der ersten Museen überhaupt zeitgenössischer Kunst eine Plattform. Die ursprüngliche Sammlung des Hauses wurde nach Osthaus’ Tod 1921 an das Städtische Kunstmuseum Essen verkauft, wo man bald unter dem Namen „Museum Folkwang, Essen“ neueröffnete. Im ursprünglichen Bau in Hagen befindet sich heute das „Osthaus Museum“: Dort erhält man faszinierende Einblicke in das vielfältige Wirken des Ehepaars Osthaus – dokumentiert ist hier sowohl die Entstehungsgeschichte des Folkwang-Museums als auch die des 1909 ebenfalls von Karl Ernst Osthaus gegründeten „Deutschen Museums für Kunst in Handel und Gewerbe“.
Jetzt freut sich das Osthaus Museum über den Ankauf des Privatarchivs Manfred Osthaus, eine Sammlung von über 500 Autographen und Dokumenten aus dem persönlichen Nachlass von Gertrud Osthaus, die sich im Besitz des Enkels Manfred befand. Unterstützt wurde dieser Ankauf von der Kulturstiftung der Länder, der Henry van de Velde Gesellschaft e.V. Hagen, dem Karl Ernst Osthaus-Bund e.V. Hagen, den Freunden des Osthaus Museums e.V. und privaten Förderern. Im Nachlass finden sich der private Briefwechsel des Ehepaares, aber auch die Korrespondenzen aus den Jahren von 1899 bis 1920 mit Künstlern, Kuratoren, Architekten, Journalisten und Galeristen, in denen oft ganz konkrete Vorhaben wie Kunstankäufe, Ausstellungen oder Publikationen verhandelt wurden: Zu entdecken gilt es nun die Geschichten hinter der umfangreichen Kunstsammlung des Ehepaars Osthaus und aus der Zeit der Museumsgründung. Im Konvolut finden sich Briefe von so bedeutenden Protagonisten des Kunstlebens dieser Zeit wie Alexander Archipenko, Paul Cassirer, Le Corbusier, Alexej von Jawlensky, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka, Else Lasker-Schüler, Wilhelm Lehmbruck, Emil Nolde, Auguste Renoir, Christian Rohlfs, Karl Schmidt-Rottluff, Henry van de Velde und Marianne Werefkin. Ein helleres Licht werfen die erworbenen Briefe auch auf das Wirken von Gertrud Osthaus als Kunstsammlerin.
Die Kulturstiftung der Länder hatte bereits im Jahr 1998 den Ankauf eines Konvoluts bedeutender Künstlerbriefe für das Karl Ernst Osthaus-Archiv unterstützt. Heute kann die Sammlung dieses Archivs zu den international bedeutendsten Beständen im Bereich privater Künstlerförderung und Mäzenatentum gezählt werden.