Kölns geborgene Archiv-Schätze
Völlig zerknittert und durchnässt ist die aus dem Jahr 1256 stammende Urkunde des Friedensvertrags zwischen dem Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden und dem Bischof von Paderborn: Nach dem tragischen Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln vor eineinhalb Jahren konnten die Mitarbeiter das wertvolle Dokument aus Schutt und Wasser bergen. Doch nun droht es zu verschimmeln, Mikroben zersetzen das kostbare Pergament – nur eine rasche und aufwendige Restaurierung kann dies verhindern. Mit der Ausstellung „Köln 13 Uhr 58. Geborgene Schätze aus dem Historischen Archiv“ will das Historische Archiv daher über die arbeitsintensive Reinigung und Konservierung der geretteten Bestände Aufschluss geben, darunter beispielsweise der Nachlass des Literatur-Nobelpreisträgers Heinrich Böll oder der Kölner „Verbundbrief“ von 1396, mit dem Köln seine erste Verfassung bekam. In Zusammenarbeit mit dem Kölnischen Stadtmuseum und mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder gibt das Historische Archiv am Beispiel von etwa 100 ausgewählten Exponaten einen chronologisch geordneten Überblick über die enorme Vielfalt, aber auch über den unterschiedlichen Grad der Beschädigung der seltenen Kulturschätze. So können die Besucher unter anderem das unversehrte Bleisiegel einer über sechs Jahrhunderte alten Bulle von Papst Paul II., aber auch einen stark zerrissenen und verdreckten Plan des Kölner Doms vom Ende des 19. Jahrhunderts bestaunen.
Einen ungewöhnlichen Anreiz bietet die Kölner Schau: Besucher sind aufgefordert, auch eigene private Briefe, Urkunden, Grafiken, Pläne oder Fotoalben mitzubringen – in kostenlosen Begleitveranstaltungen untersuchen Restauratoren und Archivare des Historischen Archivs diese persönlichen Archivalien auf ihre historische Bedeutung, geben Hinweise zur richtigen Lagerung und führen auf Wunsch ihre Säuberung und Konservierung vor. Damit möchte die Ausstellung bewusst machen, wie wichtig und zugleich aufwendig es ist, wertvolle Kulturgüter zu restaurieren und zu erhalten: Denn das Verschwinden der einzigartigen geschichtlichen Zeugnisse des Historischen Archivs, das das kulturelle Gedächtnis der Stadt Köln bewahrt, würde einen weit über die Kölner Stadtgrenzen hinaus reichenden Verlust für Deutschland und ganz Europa bedeuten.