Das Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen zeigt erstmals seit 1905 die Zeitgenossen Camille Claudel (1864–1943) und Bernhard Hoetger (1874–1949) in einer gemeinsamen Ausstellung. Die französische Bildhauerin und der deutsche Bildhauer, Maler, Grafiker und Architekt waren beide stark von Auguste Rodin (1840–1917) beeinflusst, emanzipierten sich aber später von ihm. Die Kulturstiftung der Länder fördert die Ausstellung mit 66.000 Euro.
Während Camille Claudel Rodins Schülerin, Mitarbeiterin und Geliebte war, begegnete Hoetger dem Werk des berühmten Bildhauers erstmals 1900 bei der Weltausstellung in Paris, was ihn veranlasste, in der Stadt zu bleiben, um dort selbst als Künstler Fuß zu fassen. Beide wurden von dem Galeristen und Verleger Eugène Blot (1857–1938) gefördert, der 1905 eine Doppelausstellung mit Bronzeskulpturen der Künstlerin sowie Skulpturen, Gipsen und Zeichnungen des Künstlers zeigte.
Das Paula Modersohn-Becker Museum nimmt diese wegweisende Schau zum Ausgangspunkt, um sich mit dem Werk beider am Höhepunkt (Hoetger) bzw. Wendepunkt (Claudel) ihres Schaffens auseinanderzusetzen. Gezeigt werden 13 Bronzen von Camille Claudel sowie rund 50 Werke von Hoetger, dessen weltweit größte Sammlung sich in dem Bremer Museum befindet. Anhand ausgewählter namhafter Exponate von Rodin werden Einflüsse und Unterschiede ersichtlich.
Hoetgers Ablösung von seinem Vorbild Rodin lässt sich an der Vereinfachung der Form und glatteren Oberflächen visuell nachvollziehen. Claudel kämpfte vor allem darum, als eigenständige Künstlerin – unabhängig von Rodin – wahrgenommen zu werden. Der Kunstkritiker Louis Vauxcelles bezeichnete sie – neben der Malerin Berthe Morisot – als eine der beiden großen Künstlerinnen seiner Zeit. Die Ausstellung thematisiert auch die unterschiedliche Rezeption von Künstlerinnen und Künstlern zu der Zeit. Den durch die Ausstellung in Blots Galerie erlangten Karriereschub konnte Claudel zu Lebzeiten nicht mehr weiter ausbauen; ab 1907 musste sie aufgrund psychischer Krankheit ihre Tätigkeit als Künstlerin aufgeben. Wie viele Künstlerinnen wurde sie erst später – ab den 1980er Jahren – von der Kunstgeschichte wiederentdeckt. Beleuchtet werden in der Ausstellung ebenfalls die Rolle des Galeristen Blot und die künstlerischen Netzwerke im Paris der Jahrhundertwende, das auch auf deutsche Künstlerinnen und Künstler eine große Anziehungskraft ausstrahlte. Bernhard Hoetger begegnete dort auch der Malerin Paula Modersohn-Becker kurz vor ihrem frühen Tod. Das Gebäude des ihr gewidmeten Museums in Bremen geht auf seinen Entwurf zurück.
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt mit der Alten Nationalgalerie in Berlin und dem Musée Camille Claudel, Nogent-sur-Seine.
Weitere Förderer: Karin und Uwe Hollweg Stiftung, Sparkasse Bremen, Wirtschaftsförderung Bremen
Camille Claudel & Bernhard Hoetger. Emanzipation von Rodin
25. Januar – 18. Mai 2025
Paula Modersohn-Becker Museum
Böttcherstraße 6-10, 28195 Bremen
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 11–18 Uhr
https://www.museen-boettcherstrasse.de/museen/paula-modersohn-becker-museum/