Schadow mit Schaden

Das repräsentative Reiterstandbild Friedrichs des Großen war Johann Gottfried Schadows Lebenstraum(a): Für nahezu ein Dreivierteljahrhundert war und blieb es die eine große Denkmalfrage Preußens; erst 1851 schließlich, 65 Jahre nach Friedrichs Tod, wurde das monumentale Reiterstandbild des Alten Fritz Unter den Linden enthüllt – geschaffen nicht von Schadow, sondern von Christian Daniel Rauch. Dabei hatte der junge Hofbildhauer, Schöpfer später immerhin der Quadriga auf dem Brandenburger Tor und der berühmten „Prinzessinnengruppe“, immer wieder Entwürfe für ein Denkmal angefertigt und war sogar nach Kopenhagen und Stockholm gereist, um modernste Gusstechniken zu studieren. Und immerhin konnte sich der Künstler rühmen, den großen König noch im Leben selbst gesehen zu haben.

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Was in Berlin trotz aller Vorbereitungen unterging – in Stettin sollte es schon 1793 glücken. Auf Bestellung der pommerschen Stände schuf der Künstler für den Exerzier- und Paradeplatz vor dem Anklamer Tor eine Marmorstatue des Monarchen in zeitgenössischem Kostüm, ergänzt um einen Hermelin: Ein frühes Zeugnis des bekannten Schadow-Realismus, weg vom lebensfernen „römischen Ideal“, das, wie Schadow meinte, „nichts mehr mit uns zu thun“ hatte.  Wind und Wetter aber nagten an dem Stein. 1877 ersetzte man darum das Marmororiginal durch einen neuen Bronzeabguss, das ursprüngliche Standbild fand im Vestibül des Ständehauses neue Aufstellung. Während der Bronzeguss 2006 nach einer wahren Odyssee nach Vorpommern zurückgelangte, wo er heute im Garten des Pommerschen Landesmuseums in Greifswald steht, hatte das Marmorstandbild leider weniger Fortune. Im letzten Kriegsjahr zerbarst es in drei Teile, und lange wusste niemand, wo die Fragmente waren: Sie lagen im Depot des Nationalmuseums in Stettin. Die Berliner Schadow Gesellschaft hat nun gemeinsam mit dem Nationalmuseum den Beschluss gefasst, das Standbild vor dem endgültigen Zerfall zu retten. Die Kosten für die aufwendige Restaurierung liegen bei rund 100.000 Euro, davon kann die Stettiner Stadtverwaltung in den nächsten drei Jahren 60.000 Euro zur Verfügung stellen: ein großartiges Zeichen der gemeinsamen Verantwortung für das deutsch-polnische Erbe! Für die verbleibenden Kosten von 40.000 Euro bittet die Schadow Gesellschaft nun Sie, liebe Leserin und lieber Leser, herzlich um Spenden, damit das wertvolle Denkmal Johann Gottfried Schadows erhalten werden kann. Wenn das Vorhaben gelingt, wird in vier Jahren – passend zum 250. Geburtstag des Bildhauers – das restaurierte Standbild erst in Berlin und dann in einer Schadow-Ausstellung in Potsdam zu sehen sein! Das Nationalmuseum in Stettin und die Schadow Gesellschaft Berlin werden gemeinsam eine Broschüre über den Werdegang der Restaurierungsarbeiten in deutscher und polnischer Sprache erstellen.