Das St. Annen-Museum hat zwei Bildtafeln des Maria-Magdalenen-Retabels erworben. Der Altaraufsatz stammt aus der Lübecker Maria-Magdalenen-Kirche und wird auf 1519 datiert. Er gehört seit Mitte des 19. Jahrhunderts zum Sammlungsbestand des Museums. Die beiden Bildtafeln galten bis vor Kurzem als verschollen. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 130.000 Euro.
Dazu Prof. Dr. Frank Druffner, kommissarischer Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Es ist ein großer Glücksfall, dass das Maria-Magdalenen-Retabel nun annähernd in seiner Originalzusammensetzung der Öffentlichkeit und Forschung in Lübeck zur Verfügung steht. Die wiederaufgetauchten Bildtafeln sind für die Stadt von großem kulturgeschichtlichem Wert und als Zeugnis der Tradition der Maria-Magdalenen-Verehrung nicht zuletzt Teil der regionalen Identität.“
Maria Magdalena ist die Stadtheilige der Hansestadt Lübeck. Sie wurde dort außerdem als Schutzpatronin der Schneider verehrt – eine regionale Besonderheit. Die Schneidergesellen stifteten der zum Burgkloster Lübeck gehörenden Maria-Magdalenen-Kirche den Altar. Die Bildfolgen des Altaraufsatzes erzählen die Geschichte der Heiligen. Die Schnitzereien des vollständig geöffneten Retabels werden dem Meister der Burgkirchenaltäre zugeschrieben, die Malereien dem als Maler und Baumeister zwischen Schwerin und Lübeck tätigen Erhard Altdorfer (1480–1561). Sie stehen exemplarisch für die Lübecker Kunst am Übergang der Spätgotik zur Neuzeit.
Die Maria-Magdalenen-Kirche wurde 1819 wegen Baufälligkeit abgerissen; das Retabel wurde vor dem Abbruch 1818 in die Lübecker Katharinenkirche überführt. Vor 1848 gelangte der Altaraufsatz in den Bestand des St. Annen-Museums. Zwei Flügel fehlten damals allerdings. Einer davon befindet sich in zwei Teile geteilt seit 1941 im Allen Memorial Art Museum im US-Bundestaat Ohio, der zweite galt lange als verschollen und wurde 2024 in Form der beiden Einzeltafeln im Kunsthandel zum Verkauf angeboten. Sie bildeten ursprünglich den linken Außenflügel der nur an einigen besonderen Tagen im Kirchenjahr sichtbaren ersten Öffnung des Retabels und zeigen die Ankunft der Maria Magdalena in Marseille und die Bekehrung des Fürstenpaares durch die Heilige. Der 22. Juli, Namenstag der Maria Magdalena, ist der Tag, an dem Lübeck im Jahr 1227 in der Schlacht von Bornhöved der Legende nach mit Hilfe der Heiligen siegte und sich damit von der dänischen Vorherrschaft befreien konnte.
Weitere Förderer: Ernst von Siemens Kunststiftung, Possehl-Stiftung, Friedrich Bluhme und Else Jebsen-Stiftung Lübeck, Verein der Freunde der Museen für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck e. V. sowie engagierten privaten Spenderinnen und Spender.