Beschreibung
Das prachtvoll ausgestattete Album, das die damals zehnjährige Prinzessin Maria von Sayn-Wittgenstein laut ihrer Eintragung am 30. August 1847 in Odessa erhalten hatte, umfasst 69 Blätter von verziertem Notenpapier. Es war offensichtlich ein Geschenk von Franz Liszt, der im Mai 1847 ihrer Mutter, der von ihm mehr sehr verehrten Fürstin Carolyne von Sayn-Wittgenstein, geschrieben hatte: ich bitte Sie, die also rührende Gunst, die Sie mir damit erweisen wollen, dass Sie mir gestatten, der Prinzessin, Ihrer Tochter, eine Erinnerung an meine jämmerliche Person zu überlassen, bis zum Juli aufzuschieben.Den Anfang der musikalischen Eintragungen im Album bilden vier kleine, bisher unbekannte Klavierstücke von Liszt aus dem Jahre 1847. Der erste, auf einem separatem Blatt eingeklebt, bietet die 1844 zuerst vertonte Klavierparaphrase des Anfangs des Goethe-Liedes Freudvoll und leidvoll, die Liszt im März 1847 mit einer Widmung an die Großmutter von Prinzessin Marie versehen hatte. Die anderen Eintragungen – von Hector Berlioz, Hans von Bülow, Joseph Joachim und vielen anderen – datieren aus den viel späteren Jahren 1855 bis 1859. Eine der wertvollsten und längsten Eintragungen des Albums blieb undatiert und unsigniert. Auf den ersten Blick ist jedoch zu erkennen, dass die Zum Abschied betitelte Musik, in der zu Beginn die Anweisung Wotan (zu Brünnhilde) erscheint, von Richard Wagner geschrieben wurde. Es handelt sich um einen Teil der letzten Szene aus der Walküre in Wagners Klavierauszug mit Gesang.Als sich Franz Liszt Ende Januar 1848 endgültig in Weimar ansiedelte – bereits 1842 war er zum Kapellmeister bestellt worden – stand fest, dass er und die unglücklich verheiratete Fürstin ihr Schicksal zukünftig noch fester verbänden. Nachdem die Fürstin mit ihrer Tochter aus Russland nach Weimar geflohen war, um dort die Scheidung voranzutreiben lebten sie und Liszt dort für etwa zehn Jahre zusammen.Das Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar prägt als ein Zentrum der klassischen deutschen Literatur ganz wesentlich die Stiftung Weimarer Klassik; es ist weltbekannt als eine Stätte wissenschaftlicher Quellenforschung. 1999 bot sich die unwiederbringliche Gelegenheit, das Album der Prinzessin Marie von Sayn-Wittgenstein für Weimar zu erwerben. Dies konnte nur gelingen durch die unbürokratische wie schnelle Unterstützung der Kulturstiftung der Länder sowie des Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien.